Alaska ahoi!

Die „Roald Amundsen“ in der Icy Bay
© Michael Juhran

Verfallene Hütten verleihen Unga Village einen mystischen Charakter.
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Manchmal trifft man an außergewöhnlichen Orten auf Stellersche Seelöwen.
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Reiche Bestände an Muscheln und Lachsen lassen die Braunbären ungewöhnlich groß werden.
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In Kodiak lädt die Sonne zu einer romantischen Wanderung zum Fort Abercrombie ein.
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Im Hafenterminal von Vancouver geht die Reise zu Ende.
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Ein Sehnsuchtsziel für Outdoor-Enthusiasten, ein Labsal für stress-, lärm- und hitzegeplagte Großstädter, aber vor allem ein Dorado für Naturfreunde und Abenteurer
Michael Juhran (Bilder und Text)
Der nördlichste und größte Bundesstaat der USA ist zugleich der am dünnsten besiedelste und entlegenste. Viele Orte lassen sich lediglich per Flugzeug oder mit dem Schiff erreichen, weshalb man „The Last Frontier“ Amerikas mit ihrer 54.000 Kilometer langen Küste am bequemsten per Expedition auf dem Wasser entdecken kann. Die norwegische Gesellschaft „Hurtigruten“ gehört seit Mai diesen Jahres zu den wenigen Kreuzfahrtunternehmen, die dabei mit dem Hybridschiff „Roald Amundsen“ bis nach Nome im Beringmeer vordringen.
Es ist gerade einmal 116 Jahre her, als der norwegische Polarforscher Roald Amundsen erstmals die Nordwestpassage meisterte und in Nome anlegte. Bevor wir an Bord des nach ihm benannten Schiffes gehen, erkunden wir den 3600-Seelen-Ort. Unweit der Büste des Polarforschers erinnert ein Denkmal an die Zeiten, als das kleine Nome plötzlich im Rampenlicht der Weltpresse stand. 1898 stießen ein Norweger und zwei Schweden hier auf Gold, und schon ein Jahr später bevölkerten rund 20.000 Glücksritter die Strände des vorgelagerten Beringmeeres auf der Suche nach Reichtum und Glück.
Goldgräber und Huskies
Leider deuten heute lediglich ein paar Saugbagger darauf hin, dass die Goldquellen noch nicht vollends versiegt sind. Doch der kleine Ort glänzt mit einem interessanten Museum. Vom Schüttelrost der Goldgräber über die Traditionen der hier einst nomadisierenden Ureinwohner bis zu den Helden des Iditarod-Rennens, dem weltweit härtesten Hundeschlitten-Wettkampf, wird eine faszinierende Geschichte nachgezeichnet.
Überrascht treffen wir auf einen deutschen Auswanderer. Den aus Göppingen stammenden Nils Hahn hat es bereits vor 26 Jahren in die Nähe von Nome verschlagen, wo er sich heute mit seiner Frau Diana und Tochter Lizzy der Zucht von Alaskan Huskys verschrieben hat. „Unendliche Natur weit und breit“, schwärmt der sympathische Musher, der bereits viermal erfolgreich das über 1600 Kilometer lange Iditarod-Schlittenhunderennen auf ehemaligen Goldgräberpfaden von Anchorage bis Nome unter härtesten Winterbedingungen zurückgelegt hat.

Wind und Brandung erschweren zuweilen die Anlandung der Zodiaks.
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Nils Hahn züchtet mit seiner Frau Diana und Tochter Lizzy Alaskan Huskies.
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Die russisch-orthodoxe Kirche ist noch immer das kulturell-religiöse Zentrum des Hafens Dutch Harbor.
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Überrascht treffen wir auf einen deutschen Auswanderer. Den aus Göppingen stammenden Nils Hahn hat es bereits vor 26 Jahren in die Nähe von Nome verschlagen, wo er sich heute mit seiner Frau Diana und Tochter Lizzy der Zucht von Alaskan Huskys verschrieben hat. „Unendliche Natur weit und breit“, schwärmt der sympathische Musher, der bereits viermal erfolgreich das über 1600 Kilometer lange Iditarod-Schlittenhunderennen auf ehemaligen Goldgräberpfaden von Anchorage bis Nome unter härtesten Winterbedingungen zurückgelegt hat.
Wale in Sicht!
An Bord der „Roald Amundsen“ zeichnet sich auf den Gesichtern der 310 Expeditionsteilnehmern eine durch unvorteilhafte Wetterprognosen gedämpfte Erwartungshaltung ab, die sich angesichts erster Wasserfontänen von Fin- und Buckelwalen neben dem Schiff jedoch schon bald in ein Lächeln auflöst. Am Folgetag tauchen die ersten Inselgruppen auf. Belagert von dösenden Seelöwen, ragen die schroffen Klippen wie scharfe Haizähne aus der See empor. Bei St. Matthew ermöglichen Exkursionen mit wendigen Zodiaks eine nähere Erkundung der dicht von Papageientauchern und Lummen bevölkerten Felsen. In Chuginadak stoßen die aus Meeresvulkanen entstandenen Inseln mit ihren Gipfeln bis in die Wolken-schichten vor.
Bewegte Geschichte
Wir haben die Aleuten erreicht, eine 1750 Kilometer lange Inselkette, die Alaska mit Kamtschatka verbindet und durch das Abtauchen der Pazifischen unter die Nordamerikanische Platte entstand und als nördlicher Teil des Pazifischen Feuerrings zu den seismisch aktivsten Zonen der Erde gehört.
Ein Besuch der Insel Unalaska erinnert an die Zeit, als Alaska unter russischer Verwaltung stand, bevor es 1867 an die USA wechselte. Straßenschilder tragen vereinzelt russische Namen und die russisch-orthodoxe Kirche scheint noch immer das kulturell-religiöse Zentrum des Hafens zu sein, wie uns ein indigener Einheimischer bestätigt, der selbst zu den rund 50.000 orthodoxen Christen in Alaska gehört.
Braunbären beim Picknick
Voller natürlicher Schönheit erstrahlen der Katmai-Nationalpark und die Kukak-Bay. Erstmals stoßen wir während einer unserer Zodiak-Expeditionen auf Braunbären, von denen sich in den Buchten von Geographic Harbor ein Dutzend zu einem Wochenendpicknick verabredet zu haben scheint. Geduldig scharren sie mit ihren Bärenjungen an den Stränden nach Muscheln. Nur die lässig auf ihren Rücken vorbeischwimmenden Seeotter wirken genervt und bleiben auf Distanz.
Auch in Kodiak scheint die Sonne und lädt zu einer romantischen Wanderung zum Fort Abercrombie ein. Die Wege führen durch dichte, mit riesigen Moosflächen besetzte sowie mit Flechtengardinen behängte Wälder bis zur Küste mit ihren bizarren Felsgebilden. Wie in einem Märchen säumen Beerensträucher den Weg.
Bei einem weiteren Stopp in Seward entdecken wir die ersten Lachse, die sich in einem Bach inmitten des Ortes auf die Wanderschaft zu ihren Laichplätzen machen.
Naturschauspiel aus Sonne, Wasser und Eis
Am Folgetag steuert Kapitän Svein Rune seinen Pott behutsam in die Icy Bay. Die von mehreren Gletschern gespeiste und mit kleinen Eisbergen übersäte Meeresbucht ist einer der Lieblingsplätze des Kapitäns. Die Zodiakfahrten durch dieses grandiose Naturschauspiel von Sonne, Wasser und Eis vor dem Hintergrund des majestätisch aufragenden Mount Saint Elias, dem viertgrößten Berg Nordamerikas, gehört mit Sicherheit zu den Momenten im Leben, die sich tief ins Gedächtnis eines jeden einprägen.
Alles auf Lachsfang
Im Kontrast dazu wird es in Sitka richtig grün. Weißkopfseeadler beäugen neugierig die Wanderer im Sitka National Historic Park. Totempfähle der Tlingit und Haida säumen die Wege. Spannend: Am Besucherzentrum kann man indigenen Künstlern bei der Bearbeitung neuer Totempfähle zuschauen.
Vom Küstenweg aus sieht man nun Tausende Lachse aus dem Wasser springen. Hobbyangler decken sich hier mit Wintervorräten ein und haben an ihren Fängen schwer zu tragen. Auf dem Meer wimmelt es von Kuttern. An den Flussoberläufen warten noch die Braunbären auf ihren Anteil an der größten Tiermigration auf unserer Erde, die Millionen Lachse in die Flussläufe Alaskas treibt.
Mit einer Jetboot-Fahrt auf dem Stikine River zum Glacier Lake und einem Abstecher in die von steilen Granitwänden eingerahmten Misty Fjords im südlichsten Teil Alaskas geht die Expeditionsreise ihrem Ende entgegen. Als das Schiff nach 6333 Kilometern in den Hafen von Vancouver einfährt, hat sie uns wieder, die Zivilisation mit ihrer Hochhaus-Skyline, dem Hafen für Wasserflugzeuge und den Menschen, die sich von weitaus größeren Kreuzfahrtschiffen wieder an Land begeben.