Glamour am Gleis 18 ½

Seinen Stammplatz hat der "Luxon" am Gleis 18 1/2 am Münchner Hauptbahnhof. Über den roten Teppich am Bahnsteig gelangen die Gäste zu ihrem Zug-Erlebnis.
© Henk Zwoferink

Gut 26 Meter lang ist der der kernsanierte, hochmodern und luxuriös eingerichtete "Luxon" (hier auf der Großhesseloher Brücke bei München), der für Events und Transfers europaweit geschäftlich und privat gechartert werden kann.
© Luxon

Blick in den Salonwagen I. Klasse mit seinen schweren Gobelin-Clubsesseln des "Rheingold", um 1930
© Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 102-10450/CC BY-SA 3.0 de

Einsteigen bitte! An der stylischen Bar werden Aperitif, Cocktails und Snacks serviert.
© Gudrun Rentsch

Für längere Reisen lässt sich das Panoramadeck mit bis zu elf komfortablen und elektrisch verstellbaren Liegesesseln bestücken.
© Henk Zwoferink

Das Panoramadeck kann sich in einen Konferenzraum mit modernster Tagungstechnik verwandeln oder in einen „Private Dining Room“ für einen besonderen Moment zu zweit.
© Henk Zwoferink

Catering on board: Zum Beispiel mit dem mehrfach ausgezeichneten Küchenchef Tohru Nakamura vom Restaurant "Die Schreiberei"
© Luxon/Hilke Opelt

Je nach Wunsch und Anlass steht ein Privatkoch zur Verfügung für ein individuell abgestimmtes kulinarisches Angebot – vom einfachen Fingerfood bis hin zum Sieben-Gänge-Menü auf Sterne-Niveau.
© Hilke Opelt
Nobelzüge wie der Orient-Express lockten einst die Hautevolee in die Eisenbahn. Einzigster deutscher Vertreter in der Luxusklasse war der „Rheingold“. Einige seiner Waggons sind auf Sonderfahrten heute noch unterwegs. Das neueste und schönste Schienen-Juwel aus dem „Rheingold“-Erbe ist der Luxon aus der bayerischen Landeshauptstadt.
Gudrun Rentsch (Text)
Ein neuer Stern am Eisenbahner-Himmel, der meist im Münchener Hauptbahnhof an Gleis 18 ½ parkt. Klingt nach Harry Potter und hat definitiv das Zeug zum Verzaubern. Aber nicht mit puff, paff, Pomp! Eher auf eine moderne Art, leise. Perfekt für das Zeitalter des nachhaltigen Reisens. Anrührend wegen der Historie. Limitiert – nun ja, weil einzigartig und halt auch nicht ganz billig.
Synonym für luxuriöse Mobilität
Aber erst einmal ein Exkurs: George Mortimer Pullman (1831 bis 1897) war es, der seinerzeit der Eisenbahn Luxus einhauchte. Im Jahr 1865 präsentierte er in Amerika den „Pioneer“, ein Schlafwagen, edel und komfortabel wie kein anderer zuvor. „Pullman“ heißen von da an die luxuriösen Schlaf- und Salonwagen der Eisenbahnen. Bis heute ist der Name ein Synonym für luxuriöse Mobilität – bei Eisenbahnen, Limousinen und Reisebussen in aller Welt.
Nach Europa brachte den Luxus-Standard der belgische Bankierssohn George Nagelmackers – er hatte den „Pioneer“ in Chicago erlebt. Fasziniert von den transkontinentalen Bahnen in Nordamerika, entwickelte er die Idee eines durchgehenden Zuges von Paris bis nach Istanbul – der Orient-Express. Dank Papas Vermögen und mit politischer Unterstützung durch den belgischen König, brachte Nagelmackers Europas ersten Luxuszug in den späten 1880er-Jahren ins Rollen.
Blütezeit exklusiver Bahn-Reisen
Der Orient-Express war die ganze Pracht des viktorianischen Zeitalters auf Schienen: Mahagoni-Vertäfelungen, Blattgold, Damast, Carrara-Marmor. Es gab eine Warmwasser-Bordheizung, im rollenden Restaurant wurde unterwegs täglich ein zehngängiges Menü zelebriert. Wunderbar nachzuträumen übrigens in Kenneth Brannaghs opulentem Kino-Remake von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ (2017). Die britische Krimikönigin hatte dem Zug mit ihrem Roman 1934 ein literarisches Denkmal gesetzt.
Das lukrative Geschäft wollte sich auch die Deutsche Reichsbahngesellschaft (DRG) nicht entgehen lassen und schickte den „Rheingold“ ins Rennen. Benannt nach dem legendären Nibelungenschatz rollte der „Rheingold“ zwischen 1928 und 1939 auf 819 Kilometern von Hoek van Holland an der Nordsee bis zu den Alpen in das schweizerische Basel und in den Sommermonaten gar weiter bis Luzern am Vierwaldstättersee. Mit einem bis dahin nicht gekannten Maß an Komfort und Bewegungsfreiheit fuhr der Nobel-Zug in nur je 12 Stunden zwischen Holland und der Schweiz hin und her.
Moderne Panorama-Wagen für die Erste Klasse
Der Nachkriegs-„Rheingold“ war ein reiner Erste-Klasse-Zug, der zwar keinen „Pullman-Komfort“ mehr hatte, aber klimatisierte Wagen als Vorläufer der Intercity-Generation bot. In den 1960er Jahren nahm die Deutsche Bundesbahn für den „Rheingold“ fünf DomeCar-Wägen in Betrieb. Nicht nur das höher gelegene Panoramadeck, sondern auch ein Zugsekretariat sowie eine Telefonkabine werteten die reinen Erste-Klasse-Züge damals auf und machten die DomeCar-Wagen sehr beliebt. Dennoch fand der Zug sein Publikum nur unzureichend. Am 30. Mai 1987 war die letzte planmäßige Fahrt des „Rheingold“ bei der Deutschen Bundesbahn. Teile wurden noch nach Schweden exportiert, wo die Wagen noch im regulären Bahnverkehr eingesetzt waren, doch irgendwann landeten die Waggons endgültig auf dem Abstellgleis.
Einige Wagen rettete schließlich der Freundeskreis Eisenbahn Köln e.V., der mit den liebevoll restaurierten Wagen bis heute regelmäßig Fahrten veranstaltet. Auch der Spezialveranstalter „AKE Eisenbahntouristik“ aus der Vulkaneifel verfügt über historisches „Rheingold“-Material, darunter einen der legendären DomeCars, und bietet Sonderzugreisen in ganz Europa an. Leider fielen einige „Rheingold“-Wagen im letzten Sommer der Flutkatastrophe zum Opfer, die komplette Elektrik muss erst wieder aufwendig restauriert werden.

Der „Luxon" bietet mit seinem Panoramadach fantastische Ausblicke, ob unterwegs oder wie hier im Stand den Blick auf den Kölner Dom.
© Luxon

Lichterspiel an der Bar des „Luxon" dank 100 Meter LED-Streifen mit insgesamt 10.000 LEDs; der Zug kann auch Disco …
© Luxon

Signature-Cocktail des „Luxon", eine Art Spritz in Grün, mit Waldmeister und anderen Kräutern
© Gudrun Rentsch
Ein Projekt für Überzeugungstäter
Das wohl glücklichste Revival erlebte der DomeCar, der 2011 von Alex Dworaczek und Jörg Schurig von „Rail Adventures“ aufgekauft wurde. Das Münchner Unternehmen verdient sein Geld eigentlich als neutraler Dienstleister für die Bahnindustrie, mit Test- und Überführungsfahrten neuer Züge. Ein ausrangierter Aussichtswagen passt da auf den ersten Blick nicht so recht ins Portfolio. Aber für manche ist eine Eisenbahn eben nicht nur ein Transportmittel sondern auch eine Herzensangelegenheit.
Acht Jahre dauerte die Sanierung des DomeCars, „wir hatten keinen Zeitdruck“, sagt Geschäftsführer Dworaczek. „Mit etwa 100.000 Arbeitsstunden und einem Investment im hohen einstelligen Millionenbereich haben wir aus einer annähernd schrottreifen Kiste den weltweit wohl schönsten Eisenbahnwagen unserer Zeit entstehen lassen“. Dass man mit dem Zug tatsächlich irgendwann in die Gewinnzone komme, erwarte man nicht. Seit dem 1. Mai 2019 bietet „Rail Adventures" diese einzigartige Location für besondere Anlässe an.
Rolls Royce unter den „Rheingold“-Erben
„Luxon“ heißt das Juwel, der Name ist eine Kreation aus den Worten Luxus, Wagon und Lux (lat. Licht) – jene Kernmerkmale also, die den Zug ausmachen. Pullman 4.0 sozusagen. Statt Samt und Seide neueste Technologie und zeitgemäßer Luxus. »Bei der Ausstattung des Zuges wollten wir nur das Beste«, so die Geschäftsführer. Deshalb verfügt der Salonwagen über die vermutlich stärkste, je in einem Eisenbahnwagen verbaute Klimaanlage mit individueller Beduftungsunktion, über 200 programmierte Lichtkanäle und 100 Meter LED-Streifen mit insgesamt 10.000 LEDs – um nur ein paar der Highlights zu nennen. Auch die Innenausstattung sucht ihresgleichen: Alle Möbel wie Loungesessel, Barhocker oder Liegesessel stammen von namhaften Designern.
Der Salonwagen samt Lokomotive ist eine Art Privatjet auf Schienen. Er hat eine Zulassung für die meisten Strecken in Europa, man könnte mit ihm nach Rom reisen, nach Paris oder am Rhein entlang. Seit der Liberalisierung des Eisenbahnverkehrs können nämlich auch private Eisenbahnunternehmen sogenannte Trassen bestellen. Die Reise kann damit an jedem Bahnhof starten und enden. Mit bis zu 200 Stundenkilometern fährt der „Luxon“ in fast ganz Europa, auf Schnellfahrstrecken ebenso wie auf romantischen Nebenstrecken. Eine Art Fünf-Sterne-Interrail-Reise sei machbar, allerdings kann der „Luxon“ nicht zum Schlafen umgebaut werden. Übernachtungen würde man dann in adäquaten Hotels organisieren.
Eigentlich ein unbezahlbares Erlebnis, aber …
Der hochmodern und luxuriös eingerichtete Salonwagen ist eine außergewöhnliche Location für Events und Transfers mit bis zu 30 Gästen. Das exquisite Catering genießt man an der Bar, in der Lounge oder auf dem sich in der Wagenmitte befindenden Panoramadeck. Das kann durch flexible Bestuhlung für geschäftliche Anlässe in einen fahrenden Konferenzraum verwandelt werden. Elf elektrisch verstellbare Liegesessel für die Aussichtskuppel gibt es außerdem. Doch unabhängig davon, zu welchem Anlass der „Luxon“ gebucht wird: Das Catering ist immer auf höchstem Niveau. Siebengängige Menüs für bis zu 22 Gäste sind möglich, manchmal wirbelt 2-Sterne-Koch Tohru Nakamura vom Restaurant „Die Schreiberei" höchstpersönlich in der Küche.
Weil alles doch seinen Preis hat: Ab 11.000 Euro kann der „Luxon“ gebucht werden. Der Preis hängt von Personenanzahl, Strecke und Art des Events ab. Zu besonderen Anlässen wie kürzlich am Valentinstag oder demnächst Muttertag gibt es aber auch Pauschalangebote, für die man nicht ganz so tief in die Tasche greifen muss. Z.B. ein exklusiver Brunch am Muttertag, 8. Mai: Start ist um 10.30 Uhr vom Münchner Hauptbahnhof. Das Package ist an 2er, 3er, 4er, 5er, 6er- Tischen buchbar (zwei bis sechs Personen finden gemeinsam Platz) und kostet 490 EUR/Pers. (Preise für Kleinkinder auf Anfrage). Die Plätze sind limitiert. Für die kleinen Gäste gibt es im familienfreundlichen Zug in der Lounge ausreichend Platz zum Spielen, während Mama in Ruhe das Essen genießen kann. Anmeldung: milena.antoli(at)luxon-rail-ad(dot)ventures