Ahoi!

Die „Cap San Diego“ war am 15. Dezember 1961 bei der Deutschen Werft in Hamburg vom Stapel gelaufen und an die Reederei Hamburg Süd abgeliefert worden.
© Eigel Wiese

Die Hamburg Süd startete mit kombinierten Fracht- und Passagierschiffen, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges bestand die Flotte aus 50 Schiffen.
© Hamburg Süd

Auch in Venedig legten die Schiffe der Hamburg Süd regelmäßig an.
Hamburg Süd

Übers Wasser ins Internationale Maritime Museum Hamburg – die neue Fußgängerbrücke verbindet den Kaispeicher mit der City.
© IMMH/Michael Zapf

Ein großes Modell der Wappen von Hamburg hängt in der Eingangshalle des Internationalen Maritimen Museums Hamburg.
© IMMH/vdl

Bei den immer wieder stattfindenden Ausfahrten der „Cap San Diego“ fährt an Deck eine ehrenamtliche Besatzung aus erfahrenen Seeleuten mit.
© Eigel Wiese

Ein Lotsenversetzschiff steuert das Containerschiff „Monte Pascoal“ im Hamburger Hafen an.
© Eigel Wiese
150 Jahre Hamburg Süd. Ein Stück (nicht nur) deutsche Reederei-Geschichte wird in einer großen Jubiläumsschau im Internationalen Maritimen Museum Hamburg gewürdigt.
Eigel Wiese (Text und Bilder)
Ein Hamburg-Besuch ohne Hafen? Geht nicht! Besonders für Besucher aus dem Binnenland ist er geradezu ein Mag-net. Wer von einer der Rundfahrtbarkassen zur Hauptkirche St. Michaelis (Michel) mit dem markanten Turm heraufschaut, dem fällt unweigerlich ein davor liegendes weißes Schiff auf, dessen elegante Linien in scharfem Kontrast zu den mit Containern beladenen Frachtschiffen stehen, wie sie an den geschäftigen Terminals südlich der Elbe tagtäglich be- und entladen werden.
Weiße Schwäne des Südatlantiks
Das Schiff erinnert sehr an eine Yacht. Die „Cap San Diego“ war am 15. Dezember 1961 bei der Deutschen Werft in Hamburg vom Stapel gelaufen und an die Reederei Hamburg Süd abgeliefert worden. Es war das letzte Schiff einer Serie von sechs Wasserfahrzeugen, die der Volksmund wegen ihrer Eleganz bald als die „weißen Schwäne des Südatlantiks“ bezeichnete.
Schiffe mit einem hohen Anspruch zu betreiben, gehörte von Beginn an zu dem Anliegen der 1871 gegründeten Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft, deren langer Name sich bald in Hamburg Süd verkürzte. Es war eine Zeit, in der ein wirtschaftlicher Optimismus vorherrschte.
So fanden sich unter dem Vorsitz des hanseatischen Unternehmers Heinrich Amsinck Angehörige von Schifffahrtsunternehmen, Seehandelsfirmen, Kaufleuten und Vertretern einer Bank zur Gründung einer neuen Reederei. Sie begann mit drei in England gekauften kombinierten Fracht- und Passagierschiffen zunächst einen Schiffsdienst nach Brasilien, aber auch mit Schifffahrtslinien nach Südbrasilien, Argentinien und Uruguay.
Die Hamburg Süd wuchs rasch. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges betrieb sie eine Flotte von 50 Seeschiffen, 1919 besaß sie kein einziges mehr, die Flotte musste nach dem verlorenen Krieg an die Siegermächte abgeliefert werden.
Wiederaufschwung und erneuter Niedergang
Aber schon im Februar 1920 nahm die Reederei mit gecharterten Schiffen wieder Reisen nach Südamerika auf, die schnell sehr erfolgreich wurden. Als Grund für diesen neuerlichen Erfolg führten die Unternehmer an, wie pünktlich und zuverlässig die Schiffe verkehrten und welch guten Service sie ihren Kunden boten. Mit diesen Faktoren errang das Unternehmen in den 1920er und 1930er Jahren Weltgeltung.
Bereits 1934 wurde die Industriellenfamilie und Firma Dr. August Oetker Teilhaber der Hamburg Süd. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 bestand die Flotte wieder aus 52 Schiffen.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete für das Unternehmen erneut eine elfjährige Pause. Als nach der Währungsreform die deutschen Werften wieder in der Lage waren, Schiffsneubauten in ihre Auftragsbücher zu schreiben, nahm die Reederei mit der neuen „Santa Ursula“ ihre Fahrten nach Südamerika wieder auf.
Komfort einer neuen Schiffsgeneration
Welche Wertschätzung die Schiffe der Hamburger Reederei in den Häfen Südamerikas genossen, zeigte sich, als 1951 wieder die ersten Hamburg-Süd-Schiffe an den Kais festmachten. Tausende von Schaulustigen standen an den Hafenanlagen, um sie zu begrüßen.
In den 1950er Jahren erlebte die Reederei mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder erneut einen Aufschwung. 1954 erwarb die Hamburg Süd das Tankschiff „Richard Kaselowsky“ und stieg in das Tankergeschäft ein.
Ende der 1950er Jahre veränderte sich das Ladungsangebot. Mit dem steigenden Wohlstand der Nachkriegsgenerationen und dem sogenannten Wirtschaftswunder waren Handelsgüter südamerikanischer Produzenten in Deutschland gefragt – beispielsweise Gefrierfleisch und Südfrüchte. Mit neu konzipierten Schiffstypen stellte die Reederei sich darauf ein. Diese mussten schnell sein, benötigten Kühlräume, Stauraum für schwere Industriegüter und sollten den Passagieren einen angenehmen Aufenthalt ermöglichen. Unterm Strich wurden daraus die schnellen, eleganten „Cap San“-Schiffe. Sie boten einen Komfort, wie man ihn auf Schiffen der Hamburg Süd gewohnt war und auch erwartete.
Nostalgische Technik
Wenn heutzutage Gäste bei den Ausfahrten der „Cap San Diego“ mitfahren, dann sind es nicht in allen Fällen Erholungssuchende. Studenten der Seefahrtschule in Elsfleth kommen für solche Fahrten gern an Bord, um zu erfahren, wie man ein Schiff betreibt, wenn noch nicht alles von Computern gesteuert wird, mit anderen Worten, wie es ist, wenn Schifffahrt noch von Hand gemacht wird.
Seit dem 1. Dezember 2017 gehört die Hamburg Süd zu dem dänischen Unternehmen A.P. Møller-Mærsk. Das Eigentum der 105 Schiffe von Hamburg Süd und die Verantwortung für das Management der Schiffe liegt mit der Übernahme des Unternehmens bei Maersk in Kopenhagen. Die Seeleute auf den Hamburg-Süd-Schiffen unterstehen direkt den Dänen.
150 Jahre auf den Weltmeeren
Über die wechselhafte Geschichte dieser Reederei informiert das Internationale Maritime Museum Hamburg im historischen Kaispeicher B an der Koreastraße, dem ältes-ten noch erhaltenen Kaispeicher der Hansestadt. Die Sonderausstellung „Hamburg Süd – 150 Jahre auf den Weltmeeren“ erzählt die Geschichte anhand einer Vielzahl von einzigartigen Exponaten, die teilweise aus der ganzen Welt ins Maritime Museum verschifft wurden. Die Exponate werden im Rahmen einer spektakulären Ausstellungsarchitektur präsentiert, um das 150-jährige Jubiläum der Reederei würdig zu feiern.
Die Bandbreite der Exponate reicht von der Gründungsurkunde der Hamburg Süd über den Sondervertrag mit dem brasilianischen Kaiser Dom Pedro II aus dem Jahr 1888 bis hin zu Plakaten der unterschiedlichsten Passagierschiffsreisen aus vier Jahrzehnten. Präsentiert werden außerdem bisher nie öffentlich gezeigte Gemälde, auch von den ersten Schiffen der Hamburg Süd aus dem Jahr 1873, sowie Fotos und Schiffsmodelle der unterschiedlichen Epochen. Angereichert werden die Exponate mit Fotoalben und Reiseerzählungen verschiedener Passagiere und Zeitzeugen.

Die Plakate der Hamburg Süd symbolisierten schnelle Reisen über die Ozeane zu einer Zeit, als nur Schiffe die Kontinente verbanden.
© Hamburg Süd

Regelmäßig muss die „Cap San Diego“ zur technischen Überprüfung zur Werft ins Dock.
© Eigel Wiese

Obwohl immer auch Fracht an Bord war, boten die Schiffe den Passagieren einen Komfort, wie man ihn auf Schiffen der Hamburg Süd gewohnt war und auch erwartete.
© Hamburg Süd