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Reportagen

Unterwegs an der Mosel

typischer Moselblick

Die Mosel mäandert gemütlich dahin, gesäumt von steilen Weinbergen.

© Adobe Stock/mh90photo

Bernkastel-Kues

1400 Jahre feinste Zuckerbäcker-Architektur: der Marktplatz von Bernkastel-Kues; rechts im Bild das Rathaus

© Adobe Stock/Sina Ettmer

Das „Moselschlösschen Spa & Resort“ liegt in Traben-Trarbach in malerischer Südlage direkt an der schönsten Promenade der Mosel.

© Moselschlösschen Spa & Resort

Belle Époque

Restaurant „Belle Epoque“ im original Jugendstil-Dekor

© Hotel Bellevue

Unterwegs mit dem Amphicar des „Hotel Bellevue“

© Gudrun Rentsch

Hochmoselbrücke

Die Hochmoselbrücke wurde Ende 2019 eröffnet.

© Adobe Stock/ Harald Tedesco

Burg Arras

Die Höhenburg Arras aus dem 12. Jh. ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.

© Burg Arras

Steile Hänge und weitläufige Talhänge wechseln sich ab. Dazwischen viele kleine Moselorte, die sich perfekt in die Umgebung einfügen. Eine deutsche Seelen-Landschaft

Gudrun Rentsch (Text und Bilder)

Gemächlich mäandert die Mosel durch ihr tiefes Tal, ein Fluss ohne Eile und Hektik. Einzigartig machen die Mosel ihre Weinberge, die sich an den Steil-ufern festkrallen wie Schwalbennester und mitunter so schwindelerregend vertikal sind, dass die Winzer zu Bergsteigern werden. Übrigens: Mindestens 30 Prozent Steigung muss ein Weinberg haben, um als Steillage zu gelten. Seit Jahren gibt es Bemühungen, für die einzigartige Moselszenerie die Auszeichnung als UNESCO-Welterbe (welterbe-moseltal.de) zu bekommen.

Spektakulär überspannt die Hochmoselbrücke den Fluss. Sie ist 1,7 Kilometer lang und mit bis zu 160 Meter Höhe die zweithöchste Brücke Deutschlands. Um künftig einen besseren Blick auf die riesige Brücke und das Moseltal werfen zu können, entsteht derzeit oberhalb von Zeltingen-Rachtig ein Aussichtsplateau. Geplant ist ein 150 Meter langer Aussichtssteg in Bumerangform und ein rund 600 Meter langer bodennaher Stahl-Steg. 

Jeder findet seinen Weg zur Mosel

Die Mosel hat eine lange touristische Tradition. Auch heutzutage kommen die Besucher meist mit dem Auto, Bus oder Wohnmobil, wobei die unzähligen Campingplätze direkt am Fluss vielen Einheimischen mittlerweile ein Dorn im Auge sind. Gern genutzt wird der Mosel-Radweg (visitmosel.de/raderlebnis-mosel/der-mosel-radweg). 

Auch sich zu Fuß auf Entdeckungsreise zu machen, liegt voll im Trend. Der 365 Kilometer lange Moselsteig (visitmosel.de/wandern) etwa verläuft von Perl am Dreiländereck bis zum Deutschen Eck in Koblenz und bietet für jedes Wandertemperament etwas: Streckenwanderer können bei nur moderaten Steigungen ordentlich Kilometer machen und finden unterwegs viele lauschige Rastplätze. Andere, für die eine gemütliche Einkehr auf einem Winzerhof, der Besuch einer Burg (wunderschön z.B. die Burg Arras bei Alf! arras.de), einer Römervilla oder eines Marktes die Wanderung zum Erlebnis macht, wählen unter diversen abzweigenden Wegen ins Tal. Maximal zwei Kilometer – schon ist man bei einer Sehenswürdigkeit angelangt. 

Eine Alternative ist die Via Mosel (viamosel.com), die in Frankreich, Luxemburg und Deutschland zu den schönsten Weindörfern und den Weingütern mit der spektakulärsten Architektur führt.

Jugendstil-Juwel

Eine architektonische Besonderheit ist auch Traben-Trarbach (traben-trarbach.de). Zahlreiche große Kellereien hatten um 1900 in der prostetantischen Enklave ihren Sitz und machten das Städtchen zum Haupthandelsplatz für Moselweine und – nach Bordeaux – zum zweitwichtigsten Handelsplatz für Weine in der ganzen Welt. Davon zeugen heute noch die großen Weinkeller und etliche prachtvolle Jugendstilvillen. Das immense, verzweigte Kellersytem kann man mit Guide (1,5 Std., 10 Euro, Termine auf traben-trarbach.de) besuchen und in manchen der Jugendstilhäuser nächtigen. 

Hommage an die Belle Époque

Am stilvollsten wohnt man da im Jugendstilhotel „Bellevue“ (4-Sterne-Superior; bellevue-hotel.de), früher Hotel „Clauss-Feist“. Es wurde 1903 nach den Plänen des Berliner Jugendstil-architekten Professor Bruno Möhring (er baute auch die historische Brücke) direkt am Ufer der Mosel errichtet. Das Haus avancierte in den folgenden Jahrzehnten zur ersten Adresse im Ort. 

Heutzutage begibt man sich bereits an der Rezeption auf eine spannende Zeit- und Entdeckungsreise. Formen und Farben des frühen 20. Jahrhunderts prägen das Interieur; überall zieren Jugendstil-Artefakte, die Hotelier Matthias Ganter engagiert zusammengetragen hat, die verwinkelten Räume und Gänge. 

Und auch die Kulinarik kommt nicht ohne Hommage an das frühe 20. Jahrhundert aus. Das mehrfach ausgezeichnete Restaurant trägt den Namen „Belle Epoque“. Küchenchef Matthias Meurer verfeinert kreativ moderne Klassiker mit französischen Akzenten. Auch der Hauswein ist ein Genuss, zumal Meurer selbst der Weinbauer ist. Eine sehr stimmige Symbiose!

Um den Ausflug in vergangene Zeiten stilvoll abzurunden, bietet das „Bellevue“ Touren mit zwei ungewöhnlichen Oldtimern an: eine Stadtrundfahrt in einem Austin Twelve (1929) oder einen „Bootsausflug“ in einem Original 1963er-Amphicar (auf Anfrage, 165 Euro für max. 3 Pers., inkl. Sekt und Canapées), das dann oft der Hotelier persönlich steuert.

Spa-Schlösschen

Matthias Ganter hat mit einem Kompagnon auch einem weiteren historischen Ensemble direkt am Moselufer neues Leben eingehaucht: Das bezaubernde „Moselschlösschen“ (moselschloesschen.de) präsentiert sich heute als attraktives Spa-Resort für Erwachsene. Vier Erlebnisfelder – Zentrieren, Fließen, Nähren und Inspirieren – ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche des Hotels, von der Raumgestaltung über die Spa-Treatments bis hin zum Essen. Auf mehr als 2500 Quadratmetern, verteilt über zwei Etagen in einer renovierten Villa, erwartet die Gäste ein Infinity-Pool und eine Vielzahl an Behandlungsräumen, z.B. ein „Wavebalance®-Raum“, ein Lady- sowie Private Spa, Fitness- und Yogastudio, und diverse Saunen. Von sämtlichen Räumlichkeiten ist der Moselausblick garantiert. Küchendirektor Ralf Fischer vereint gekonnt Kochkunst mit den vier Wirkungsfeldern des Konzepts – ein gelungenes, kulinarisches Konzept.

Wie in einer Kulisse der Gebrüder Grimm

Ein märchenhaftes Städtchen an der Mittelmosel ist Bernkastel-Kues (bernkastel.de). Spitzgiebel und Alkoven, Butzenscheiben und Wagenräder, Schieferschindeln und Kopfsteinpflaster, krumme Gassen und verwittertes Fachwerk, sinnige Fassadensprüche in goldenen Lettern und der sandsteinerne Erzengel Michael als drachentötende Erkerfigur verdichten sich hier zu einem Urbild altdeutscher Gemütlichkeit. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt u.a. das altehrwürdige St. Nikolaus-Hospital Cusanusstift (Nikolaus von Kues war einer der größten Universalgelehrten der Renaissance; cusanus.de, nikolaus-von-kues.de). Es beherbergt das Weinmuseum (moselweinmuseum.de), wo eine multimediale Präsentation die Geschichte des Wein-Kultur-Landes Mosel erzählt. 

In den historischen Gewölbekellern wartet die Vinothek mit über 160 Weinen auf, vom Qualitätswein, Hochgewächs, Kabinett, Spät- und Auslesen bis hin zum Eiswein. Hier erfährt man auch Näheres zum legendären Doctor-Wein. Der Bernkasteler Doctor (bernkastel.de) direkt über dem historischen Ortskern von Bernkastel-Kues gilt als eine der berühmtesten und einst teuersten Weinbergslagen der Welt. Einige der dort erzeugten Rieslinge werden von Weinkritikern noch immer zu den besten Weißweinen gezählt.

Aus Tradition Weltklasse

Wer mit Winzern in der Gegend spricht, stößt immer wieder auf Geschichten über das legendäre Renommée der Mosel-Weine vor mehr als 100 Jahren. Sie erzählen von den exorbitanten Preisen, die diese Weine damals erzielten, vom Urgroßvater, der mit dem Erlös von einem Fass Wein die kompletten Betriebskosten finanzieren konnte. Nach einer weniger ruhmreichen Zeit als  sehr lieblich ausgebauter Massenwein in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts („Himmlisches Moseltröpfchen“, „Kellergeister“!) wird dank verschiedener Qualitätsoffensiven junger Winzer dem Mosel-Wein heute wieder die Wertschätzung entgegengebracht, die er Anfang des 20. Jahrhunderts genoss. 

König unter den Weinen der Mosel ist der Riesling, denn auf den Schieferböden der windgeschützen Steillagen findet er hervorragende Wachstumsbedingungen. Hinzu kommt ein optimales Klima mit einem ausgewogenen Verhältnis von Sonne und Regen, milden Wintern und nie zu heißen Sommern. Diese Rieslingweine werden weltweit für ihre feine Frucht, ihre Leichtigkeit und mineralische Eleganz geschätzt. Zum Wohl!