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Reportagen

Das Schätzchen
an der Elbe

Blick auf Tangermünde; links im Bild die spätgotische Hallenkirche St. Stephan, rechts die Burg Tangermünde aus dem 10. Jh.

© Adobe Stock/Kara

Fachwerk wie hier in der Rossfurt prägt das

Stadtbild.

© Adobe Stock/Konrad Weiss

Die Elbauen bieten sich für Spaziergänge oder Radtouren an.

© Hotel Schloss Tangermünde/Manuela Schädler

 

Der Elberadweg ist ca. 1270 km lang und begleitet die Elbe von der Quelle im tschechischen Riesengebirge bis nach Cuxhaven, wo sie in die Nordsee mündet.

© Hotel Schloss Tangermünde/Manuela Schädler

Das „Hotel Schloss Tangermünde“ blickt auf eine über 1000 Jahre lange Geschichte zurück.

© Hotel Schloss Tangermünde/Ben Erhardt

Garten und Terrassen des "Hotel Schloss Tangermünde" bieten immer einen traumhaften Ausblick, hier der Event-Garten

© Hotel Schloss Tangermünde/Manuela Schädler

In der Kaiserstadt Tangermünde in der sachsen-anhaltinischen Altmark hat sich ein mittelalterliches Ortsbild erhalten, wie es nur noch selten in Deutschland zu finden ist.

Michael Juhran (Text und Bilder)

Wäre es nach Karl IV. gegangen, würde sich Deutschlands Hauptstadt heute nicht an der Spree, sondern am Zusammenfluss von Tanger und Elbe im Norden Sachsen-Anhalts befinden. Die landschaftliche Schönheit und die strategische Bedeutung der kleinen Hansestadt überzeugten den deutschen Kaiser und böhmischen König bei seinem ersten Besuch Tangermündes im Jahr 1373 so nachhaltig, dass er umgehend den Ausbau zu einer Residenzstadt anordnete. Aus seiner Sicht der ideale Ort, um den Handel mit den reichen Hansestädten an der Ostsee zu entfalten und die Schiffswege auf der Elbe zu sichern. Schnell gingen seine Pläne auf. Die Burganlage und die seit 1368 der Hanse angehörige Stadt erblühten mit prächtigen Bauten und der Handel mit Getreide, Holz und Tuchen brachte Wohlstand.

Kaiser Karl IV. brachte Wohlstand

Der mittelalterliche Charme der großartigen Backsteinarchitektur nimmt noch heute die Besucher Tangermündes gefangen. Wenn die kolossale Stadtmauer mit ihren monumentalen Toren und Türmen im Schein der Sonne erleuchtet und bei deren Untergang ein warmes Rot ausstrahlt, kann man sich der Magie des Anblicks kaum entziehen.

Verblüfft steht man auch vor dem mit bauhandwerklicher Finesse errichteten Rathaus samt kunstvollem Prachtgiebel oder vor der für die Kleinstadt völlig überdimensionierten St. Stephanskirche mit ihrem 87 Meter hohen Nordturm. Zwischen den Kunstschätzen der Backsteinarchitektur erfreuen liebevoll renovierte Fachwerkhäuser mit oft reichlich verzierten Haustüren und Pforten, die nach einem Stadtbrand im Jahr 1617 das architektonische Ensemble Tangermündes ergänzten, das Auge des Betrachters.

Zweiter Platz als liebenswerteste Kleinstadt

Kreative Tangermünder, wie Tiemo Schönwald, nutzen das besondere Mittelalterflair der Stadt. Einen Steinwurf vom prächtigen Neustädter Tor entfernt lädt die „Zecherei Nikolai“ in einem kirchlichen Ambiente zu mittelalterlichen Festgelagen mit deftigen Speisen ein, begleitet von frivolen Geschichten, Gedichten und Spielen. Sackpfeife, Laute und Trommel spielen zum Tanz auf.

„Die Tangermünder feiern gern“, erfährt man von Gästeführerin Regine Schönberg. Monatlich treten Live-Bands im Elbgarten oder im Gewölbekeller auf. Während Rock, Blues, Pop und Soul für eine heiße Atmosphäre sorgen, nimmt sich die angeschlossene „Alte Brauerei“ der durstigen Kehlen an. Töpfer-, Kürbis- und Weihnachtsmärkte sowie ein stattliches mittelalterliches Burgfest mit Gauklern und kaiserlichem Gefolge fördern ein geselliges Miteinander der 11.000 Einwohner und ihrer Gäste. Sportlich geht es im April beim Elbdeichmarathon zu. Hinzu kommt ein Fest in Gedenken an Grete Minde, die man für den Stadtbrand verantwortlich machte und 1619 trotz nicht bewiesener Indizien verurteilte und auf dem Scheiterhaufen hinrichtete.

„Eigentlich sind wir ganz froh, keine Hauptstadt geworden zu sein“, sinniert Regine Schönberg. „Hier kennt jeder jeden, man hilft sich und hat ein Naturparadies vor den Toren der Stadt.“ Läuft man durch das Zentrum, fällt diese enge Verbundenheit schnell auf. Jeder grüßt oder hält für einen kurzen Plausch inne. Auch darauf sind die Tangermünder zu Recht stolz und haben sich nach dem zweiten Platz in einer Umfrage des Portals „hotel.de“ nach der „l(i)ebenswertesten Klein- und Mittelstadt Deutschlands“ eine eigene Hymne gegeben, die von den Komponisten der Band „Nobody Knows“ bezeichnenderweise den Titel „Nummer Zwei“ erhielt. 

Mit dem Bierkrieg endete die Blütezeit erst einmal

Auch das traditionelle „Kuhschwanzbier“ ist seit dem Mittelalter ein Zeichen des Zusammenhalts. Tangermünde verfügte im Mittelalter über die stattliche Zahl von 84 Brauhäusern. Immer wenn Bier gebraut wurde, erging die Aufforderung an die Bauern, dass zeitgleich keine Kuh in der Tanger baden dürfe. Weil sich jedoch stets ein paar nicht darum scherten, erhielt das Bier zumeist eine Art Rindvieharoma. Und hieß von da an „Kuhschwanzbier“.

Als Kurfürst Johann Cicero im Jahr 1488 mit einer Biersteuer seine Finanzen sanieren wollte, begehrten die Altmärker auf. Mit einer übermächtigen Streitmacht unterwarf der Kurfürst die Aufständischen im „Bierkrieg“, nahm den Hansestädten der Altmark ihre Privilegien und wählte Berlin endgültig als Regierungssitz.

Erfolgreiches Revival des „Kuhschwanzbiers“

Heutzutage vermarktet eine lokale Öko-Brauerei den dunklen Sud wieder mit einem historisch gestalteten Etiketts, und das „Kuhschwanzbier“ ist der Renner in der Tangermünder Gastronomie.

Findige Einheimische verknüpfen die reiche Historie öfters mit neuen, kreativen Ideen. So wird im ehemaligen Tanzsaal Karl IV. auf der Burg zuweilen noch immer getanzt, aber man folgt mit Krimidinnern und Magierauftritten auch anderen Trends. Und neben dem über 800 Jahre alten Kapitelturm auf der Burg können Gäste des „Hotel Schloss Tangermünde“ herrlich in der Kaisertherme mit Saunen und Schwimmbecken entspannen, die geschickt in das mittelalterliche Ambiente eingepasst wurde. 

Tangermünde ist wirklich die ideale Umgebung, um ins Mittelalter einzutauchen: Backsteinstolz mit Fachwerkcharme und Elbidyll, und jede Menge spannende Spuren für Entdecker.