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Reportagen

Check-in: Miami

Es geht bunt zu am Ocean Drive.

© Miami Convention

Miami nass: Blick von der Biscayne Bay

© Miami Convention

 

Hotspot für bemalte Wände: der Wynwood Art District

© Karl Teuschl

Rasantes Sumpferlebnis: Airboat-Tour in den Everglades

© Karl Teuschl

Salsa und gutes Essen: Miami nice!

© Karl Teuschl

In Miami ist immer Party!

Karl Teuschl (Bilder und Text)

Es ist selten, dass eine Großstadt zugleich Urlaubsort ist. Miami schafft das. Ziemlich mühelos sogar. Palmen überall, viel Sonne, viel Wasser, viel Strand – das Rezept für ein rundum beliebtes Touristenziel geht auf. Dass Stars wie Gloria Estefan, Shakira,Versace oder Cher hier leben (oder lebten) hilft ebenfalls, der Stadt das gewisse Flair zu geben. Aber auch ohne Stars am Nebentisch kann Miami punkten – mit viel Energie, Kunst und kubanischer Lebensfreude. Vor allem im Dezember, denn nun richtet die Stadt wieder das große Kunsthappening Art Basel Miami aus (artbasel.com

Highlife am Strand 

Seit neuestem ist der Ocean Drive, die Partymeile von Miami Beach, eine Einbahnstraße. Die Karawane der Cruiser zieht nun von Nord nach Süd an den pastellbunten Art-déco-Hotels vorbei. Ein Schauspiel, das sich wunderbar von den vielen Cafés und Bars aus genießen lässt: Cabrios mit sonngebräunten Schönen gleiten vorbei, Ferraris mit kaum gezügeltem Motordröhnen und polierte Motorräder mit gestylten Muskelmännern in ärmellosen Shirts. Der ganz normale Wahnsinn in South Beach. Am Straßenrand drängeln sich die Zuschauer, dazwischen balancieren Skater. Nur die Radfahrer dürfen in einer eigenen breiten Spur in beide Richtungen pedalen.

Die Stadtverwaltung wollte in Coronazeiten den turbulenten Partyverkehr entzerren. Doch längst ist alles beim alten, es trubelt mehr denn je. Und jedes Lokal hat eine breite Terrasse. Mittendrin und schön bereits zum Frühstück mit kubanischem Toast und Mango Pancakes ist das Havana 1957 (havana1957.com) direkt am Ocean Drive. Abends treten auf der kleinen Bühne Salsa-Tänzer zu schnellen Rhythmen auf. Bunte Szene schiebt sich auch durch die Fußgängerzone des Espanola Way, einer kleinen Seitenstraße gesäumt von Outoorlokalen. Oder man gönnt sich Sterneküche in japanisch-griechischem Mix im Dachgarten des Mila (milarestaurant.com)

In die City

Viele Urlauber sehen die Skyline von Miami nur aus der Ferne. Schade. Zumindest ein Spaziergang am Wasser der Biscayne Bay sollte drin sein – überschattet von den gigantomanischen Bauten der Downtown. Den schönsten Blick bietet die Dachterrasse des Frost Museum of Science (frostscience.org): postmoderne Hochhäuser auf der einen Seite, eine ganze Reihe dicker Kreuzfahrschiffe auf der anderen. Nebenan liegt direkt an der Bucht das Perez Art Museum (pamm.org) in einem coolen säulenumrahmten Bau von Herzog & deMeuron, ebenfalls mit Terrasse am Wasser und bis Juni 2023 mit einer Ausstellung selten gezeigter Zeichnungen von Christo.

Wer lieber einen Adrenalinkick sucht, kann nebenan eine Tour mit den Thriller Miami Speedboats (thrillermiami.com) buchen: Filmreif wie einst in „Miami Vice“ rast man im dröhnenden Rennboot durch den Kreuzfahrthafen aufs Meer hinaus und – etwas langsamer – bei der Rückfahrt vorbei an den Villen der Promis auf den Inseln in der Biscayne Bay. Inklusive wilder Turns und dazu passender Musik. Noch nicht genug Cool-Verrücktes? Dann noch ein Lunch oder Dinner im trendigen Brickell-Viertel auf der Südseite der Innenstadt. Und zwar im Sexy Fish (sexyfishmiami.com), wo in ultraüberladenem Aquariumsambiente der deutsch-schwedische Kochstar Björn Weissgerber grandioses Sushi kreiert und serviert.

Ausflug nach Kuba

„Ohne meinen Morgenkaffee funktioniere ich nicht. Ich bin Kubaner“, bestätigt Ariel, der Guide von den Miami Culinary Tours (miamiculinarytours.com). Zugleich warnt er vor einem zweiten Shot am Nachmittag: „Außer ihr wollt die ganze Nacht tanzen.“ Ariel steht mit seiner kleinen Gruppe in der Calle Ocho, der 8th Street von Miami, und teilt winzige Plastikbecher mit stark gezuckertem Espresso aus. Aus dem Verkaufsfenster des Lokals El Pub Comida Cubana (elpubrestaurant.com) an der Ecke zur 14th Avenue werden dazu Empanadas gereicht, kubanische Teigtaschen mit scharf gewürztem Hackfleisch. Wenig später gibt es an der Ecke der 13th Avenue in der Party Cake Bakery (partycakebakery.com) wunderbare Guava Pastelitos, Blätterteig mit Guavafüllung, zu probieren. 

Little Havana entlang der Calle Ocho ist das Herz des kubanischen Miami. Gegründet von Kubanern, die 1959 und 1981 in zwei großen Wellen von der Karibikinsel nach Florida flohen. Längst sind sie integriert und amerikanisiert, aber die kubanische Lässigkeit, die Freude an Musik, scharfen Gewürzen und starkem Kaffee ist geblieben und gibt dem Viertel Exotik. Es hilft mit einer Tour einzusteigen. Man erfährt, dass Alisha an seinem Tisch in der Cuban Cigar Company (littlehavanacigars.com) täglich 150 Zigarrren rollt – seit 26 Jahren. Darf im Kleiderladen gegenüber ein echtes kubanisches Hemd probieren, weiß gestärkt mit vielen Taschen. Schaut den Spielern im Domino Park über die Schulter und steht andächtig vor dem Riesenbild der legendären Sängerin Celia Cruz, die immer nur über Azucar sang, über „Zucker“, wie Ariel weiß.

Das Viertel der bunten Wände

Sie heißen Swoon, Aiko oder Retna. Sie sind Straßenkünstler, Maler, und sie haben das verwahrloste Viertel Wynwood nördlich der Innenstadt von Miami buchstäblich zu buntem Leben erweckt. Shepard Fairy war einer der ersten, er bemalte die Wynwood Walls (thewynwoodwalls.com) mit kraftvollen, plakativen Szenen. Bald entstanden hunderte weitere Murals von Graffiti-Künstlern, die aus aller Welt anreisten. Und der Stadtbezirk der leeren Lagerhallen und Textilfabriken wurde zum Freiluftmuseum der Graffitikunst. 

Es lohnt sich sehr, hier ein paar Stunden durch die Straßen zu spazieren, Galerien zu besuchen und immer neue Wandgemälde zu entdecken. Gut für eine Pause eignet sich die Cerveceria La Tropical (cervecerialatropical.com), wo zu Tropiweizen und Oktoberfiesta-Bier kubanische Tapas von Yucca-Fritten bis zu leckeren Fish Tacos auf der Karte stehen. 

Noch mehr innovative Kunst wartet ein paar Autominuten weiter im neuen Erlebnismuseum Superblue (superblue.com). 

Wer wissen möchte, wie es sich im Inneren einer Wolke anfühlt oder virtuelle Blumen beleben möchte, ist hier richtig. Extratipp: Direkt gegenüber zeigt das Rubell Museum (rubellmuseum.org) eine der größten privaten Sammlungen von zeitgenössischer Kunst in den USA mit Werken von Keith Haring bis zu afrikanischen Künstlern wie Amoako Boafo.

Raus in die Sümpfe

Großstädte sind manchmal ein Sumpf, aber Miami sitzt ganz buchstäblich in einem. In den Everglades, einem gewaltigen, brettebenen Feuchtgebiet mit allerlei Getier, das die ganze Südhälfte Floridas umfasst. Direkt am Westrand der Metropole beginnt die grüne Dschungelwildnis, in der Alligatoren, unzählige Wasservögel und sogar seltene Florida Panther leben. Auf den Lehrpfaden des Royal Palm Visitor Center im Everglades National Park (nps.gov/ever) bei Florida City kann man die Urnatur näher kennenlernen. Und ganz nah kommt man auf der Everglades Alligator Farm (everglades.com) an die Schnappis heran – auch ganz putzige kleine gibt es dort. Tipp: Was am Rand der Everglades in den weitläufigen Plantagen wächst, wird am Robert is Here Fruit Stand (robertishere.com) verkauft. Berühmt sind die exotischen Smoothies und Shakes aus frischem Zuckerrohrsaft.  

Wo sich betten?

Miami hat eine riesige Auswahl cooler Hotels, angefangen bei den legendären Häusern am Ocean Drive. Es geht aber auch eine Nummer kleiner: z.B. im Esmé Hotel Miami Beach (esmehotel.com), ein schick gestyltes kleines Art-déco-Hotel nahe zum Strand und mit Bar auf der Dachterrasse. Das Hilton Miami Airport Blue Lagoon (hilton.com) eignet sich gut als Basis zum Erkunden der Stadt oder für eine Nacht vor oder nach einer Kreuzfahrt.