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Reportagen

Check-in: La Rioja

Die DOC Rioja hat drei Gebiete mit jeweils eigenen Weinbau-Eigenschaften: Rioja Alta, Rioja Alavesa und Rioja Oriental (bis 2018 Rioja Baja genannt). Ungefähr 68.000 ha Rebfläche zählt La Rioja.

© Adobe Stock/Noradoa

Haro nennt sich Weinhauptstadt der Rioja, Hier gibt es Bodegas mit langer Tradition, Weinschenken in der Altstadt und im Juni eine Weinschlacht, die es in sich hat.

© Gudrun Rentsch

Das Museo de la Cultura del Vino Vivanco zeigt auf 4000 qm die kulturelle Sammlung der riojanischen Winzerfamilie Vivanco.

© Gudrun Rentsch

Kulinarische Spezialität in La Rioja: Chuletillas al sarmiento, über Rebenholz gegrillte Lammrippchen

© Gudrun Rentsch

Die Via Verde del Cidacos ist ein 34 km langer Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, die dem Rio Cidacos von seiner Mündung in den Ebro bei Calahorra bis zu den Thermalquellen von Arnedillo folgt.

© Gudrun Rentsch

Noch bis 19. Februar 2023 läuft die Ausstellung „De la cabeza a los pies – figura humana en la colección Würth“ im Museo Würth.

© museowurth.es

Rinderbäckchen im „Venta Moncalvillo“. Venta Das Restaurant bietet eine Küche voller Finesse und ist mit winem Michelin-Stern prämiert.

© Gudrun Rentsch

Die nordspanische Provinz kann sehr viel mehr als tollen Wein.

Gudrun Rentsch (Text und Bilder)

Die Rioja liegt zwischen dem Fluss Ebro, der überwiegend die Grenze zum Baskenland und Navarra im Norden bildet, und dem über 2000 m hohen Gebirge Sierra de la Demanda im Süden. Der Name gilt als Synonym für spanischen Wein, mit fast 68.000 ha Rebfläche handelt es sich um eine der bedeutendsten Weinregionen Europas.  Mit perfekt ausgereiften, roten „Gran Reservas“ und „Reservas“ hat die Rioja die Welt erobert. Dann verblüfften die Rioja-Winzer mit modern konzipierten, vollfruchtigen Autoren-Weinen. Seit einiger Zeit sorgen weiße Riojas mit Eleganz und Finesse für Furore.  

Bodegas & Stararchitekten

So bekannt die Weine sind: Als Touristenziel hat die Rioja-Region noch Luft nach oben. Um für Besucher attraktiver zu werden, haben schon vor 20 Jahren einige Bodegas Stararchitekten eingeladen, ihre Weingüter zu gestalten. Spektakuläre Beispiele: das Hotel des Weinguts Los Herederos del Marqués de Riscal (marquesderiscal.com) im verschlafenen Weindorf Elciego stammt von Gehry, für das Weingut López de Heredia (lopezdeheredia.com) in Haro kombinierte Zaha Hadid eine modern geschwungene Stahl- und Glaskonstruktion mit dem historischen Bestand. Einige besonders edle Tropfen reifen nur wenige Kilometer weiter in den Kellern der Bodegas CVNE. (cvne.com) in Barrio de la Estacion. Der französische Architekt Philippe Mazières fertigte in der zu CVNE gehörenden Bodega Viña Real eine moderne Weinfabrik in Form eines gigantischen Weinfasses. In der Stadt Laguardia erhebt sich imposant die Bodega Ysios (bodegasysios.com) aus den Weinreben, deren Dach einer Orgel ähnelt; der spanische Stararchitekt Santiago Calatrava ließ sich dabei von der Silhouette des nahen Kantabrischen Gebirges inspirieren. 

Genuss-Hauptstadt

Logroño, Hauptstadt der Provinz La Rioja, hat eine lange Geschichte, die Römer bauten hier die erste Brücke über den Ebro. Die Stadt gilt als wichtige Station auf dem Jakobsweg, er führt heutzutage direkt durch die Fußgängerzone. Auf dem Besichtigungsprogramm sollten unbedingt der Paseo Príncipe de Vergara, die Steinbrücke, die Murallas (tolle, lokale Street Art!) und die Puerta de Revellín stehen. In der schmalen Gasse Calle Laurel reihen sich an die 80 Tapasbars aneinander. Jede Bar in dem ehemaligen Rotlichtviertel hat ihre eigene Spezialität, von Tintenfisch über gegrillte Paprika, von Ziegenkäse mit Gänseleber zu verschieden gefüllten Kroketten und köstlichen gegrillten Champignons. Entgehen lassen sollte man sich auf keinen Fall das leckere Speiseeis in der Heladeria Della Sera. Der preisgekrönte Eis-Macher Fernando Sáenz verarbeitet gern pflanzliche Zutaten aus der Gegend: Zitrone mit Olivenöl, Weinhefe, Blätter vom Feigenbaum oder auch Ziegenkäse.

Rustikal oder lieber Stern? 

Gerichte wie die patatas a la riojana, ein Kartoffelgericht mit Chorizo und, je nach Geschmack, mit Rippchen, haben die Bewunderung von Leuten wie Bocuse gewonnen. Die chuletillas de cordero (Lammrippchen) sind ein absolutes Muss, sie stehen fast in jedem Restaurant auf der Speisekarte. Sie werden über Reben-Reisig gebraten und erhalten so eine ganz besondere Note. Zu probieren z.B. im Traditionslokal Terete (terete.es) in Haro, das u.a. auch für seinen schmackhaften Gemüseeintopf  bekannt ist. 

Die Brüder Echapresto haben ihr Elternhaus in dem winzigen Ort Daroca de Rioja in ein Gourmetrestaurant verwandelt, das sich seit 2011 mit einem Michelin-Stern schmücken darf. Im Garten hinter dem Venta Moncalvillo (ventamoncalvillo.com) wächst ein Großteil der frischen Zutaten für die raffinierten Kreationen von Chef Ignacio. In der Bodega hält Sommelier Carlos stolze 1300 Weine vor.

Ganz schön kunstsinnig

Im Würth-Museum (museowurth.es) im Gewerbegebiet Agoncillo östlich von Logroño stellt die schwäbische Würth-Gruppe – kostenlos! – einen Teil ihrer Sammlung internationaler Kunst des 20. und 21. Jhs aus. Unter dem Glasdach des modernen Baus kann der Besucher Werke von spanischen Größen wie Jaume Plensa, Blanca Muñoz und Miquel Barceló bewundern. Noch bis 19. Februar 2023 läuft die Ausstellung „De la cabeza a los pies – figura humana en la colección Würth“.

Das private Museo de la Cultura del Vino Vivanco (vivancoculturadevino.es) in Briones ist ein Kuriosum. Die Winzerfamilie Vivanco beherbergt ein ganzes Sammelsurium rund um den Rebsaft, veranstaltet Weinproben und zeigt Werk von Picasso, Miró bis Gris. Hauptsache, Weintrauben oder Weinflaschen sind auf den Gemälden der Künstler sichtbar. 

Thermalbad mit Gänsegeier 

In den östlichen Bergen der Rioja verlaufen die Flüsse Leza, Jubera, Cidacos und Alhama, die zusammen ein Biospärenreservat bilden. Sie haben Täler mit mediterranem Waldbestand, Schluchten, Felsformationen und tiefe Bergeinschnitte geformt, wo zahlreiche Raubvogelkolonien nisten. In Arnedillo lassen sich z.B. trefflich Gänsegeier beobachten. Der 400-Einwohner-Ort am Rio Cidacos ist aber seit Römerzeiten auch als Thermalbad bekannt. Sieben heiße Quellen gibt es hier, sie speisen auch das Thermalhotel "Hotel Balneario en Arnedillo" (balnearioarnedillo.com), das Fango und Vinotherapie bietet. Besucher können außerdem ganzjährig und kostenfrei eine öffentliche Badestelle mit 52,5°C warmem Thermalwasser am Fluss nutzen. 

Geniale Aussichten

Globos Arcoiris (globosarcoiris.com) bietet Ballonfahrten in Cuzcurrita del Rio Tiron (rund 100 km südlich von Bilbao) an. Die 75-minütige Fahrt führt über endlose Felder mit Weinreben und Getreide und kleine Dörfer. Kostenpunkt  mit Frühstück/Imbiss und Ballonfahrertaufe 120 bis150 EUR/Pers., Dauer 4 Std.