Daniel Elmer Salmon: Tierarzt und Pionier

3D-Illustration der Enterobakteriengattung Salmonella
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Bei einer Lebensmittelkontrolle im Labor werden Eier auf Salmonellen geprüft.
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Salmonellen wuchsen in (selektivem Medium) XLD-Agar.
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Salmonellen sind stäbchenförmige gramnegative Bakterien mit einem Durchmesser zwischen etwa 0,7 bis 1,5 µm und einer Länge von etwa 2 bis 5 µm. Hier eine mikrobiologische Vektor-Illustration
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Daniel Elmer Salmon (1850-1914) ist bei uns nicht so bekannt wie in den USA, wo er zu den bedeutendsten Veterinären des 19. Jahrhunderts zählt. Sein Renommee hat vor allem mit seinen Verdiensten um Tierwohl, Landwirtschaft und öffentliches Gesundheitswesen zu tun und gar nicht so sehr mit den Salmonellen, die nach ihm benannt sind.
Bettina Rubow (Text)
Daniel Elmer Salmon, der früh beide Eltern verloren hatte und sein Geld als junger Mann auf einer Farm und im örtlichen Lebensmittelgeschäft verdiente, erhielt seine tierärztliche Approbation 1876 an der renommierten Cornell University. Er war der erste Student in den USA mit einem D.V.M. Degree (Doctor of Veterinary Medicine) und sollte der wissenschaftlichen Forschung ein Leben lang verbunden bleiben.
Nach einer kurzen Zeit als niedergelassener Tierarzt forschte er im Auftrag des Staates New York über Schweine- und Rinderseuchen und später für das US-Department of Agriculture über Tiererkrankungen in den Südstaaten. Vor allem die Lungenseuche der Rinder, aber auch infektiöse Schweinekrankheiten sorgten zu seiner Zeit noch für viel Elend in den Ställen. 1883 wurde er mit der Bildung einer tiermedizinischen Abteilung innerhalb des Departments betraut: dem Bureau of Animal Industry. Der Regierung ging es vor allem um die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Fleischprodukten, deren Voraussetzung schon immer gesundes Vieh war.
Früher Verfechter des Impfens in den Vereinigten Staaten
Während seiner insgesamt 22 Jahre währenden Tätigkeit im „Bureau“ stellte Daniel Elmer Salmon gemeinsam mit seinem Team Quarantäneregeln für Tiere (Ex- wie Import) auf und verbesserte den Seuchenschutz in der US-amerikanischen Landwirtschaft maßgeblich. Es gelang, die ansteckende Pleuropneumonie (die erwähnte Rinderseuche) auszurotten, den Befall mit Babesien („Texas cattle fever“ genannt) durch Impfungen mit abgetöteten Bakterien unter Kontrolle zu bringen und föderale Richtlinien für den Tierseuchenschutz aufzustellen. Salmon nahm seine Untersuchungen an Deck von Tiertransporten selbst vor. Zur selben Zeit hatte in Berlin der etwas ältere Rudolf Virchow die reichsweite Fleischbeschau gegründet – und in der Folge tausende Fälle von Trichinose verhindert.
Salmon veröffentlichte in Erst- und Zweitnennung über 100 wissenschaftliche Arbeiten, darunter auch die über Salmonellen, die seinen Namen in die Welt führen sollte. Sein Assistent Theobald Smith, der im Jahr 1885 den Erreger isoliert hatte, nannte die Bakterienart (Bacillus cholerae suis) zu Ehren seines Chefs fünf Jahre später Salmonellen.

Daniel Elmer Salmon veröffentlichte in Erst- und Zweitnennung über 100 wissenschaftliche Arbeiten, darunter auch die über Salmonellen.
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Bruch in Salmons Vita
1906 emigrierte Daniel Elmer Salmon nach Montevideo (Uruguay), wo er eine veterinärmedizinische Abteilung der ansässigen Universität aufbaute. Was war passiert? Der Einschnitt, der nicht nur sein wissenschaftliches Leben, sondern auch die Fleischindustrie in den USA bis ins Mark erschüttern sollte, war – ein Roman.
Upton Sinclairs „Der Dschungel“ war eine einzige Anklage gegen die Meat Packing Industry und deren Schlachthöfe in Chicago. Bei seinem Erscheinen 1906 (1905 bereits als Fortsetzungsgeschichte) sorgte der Bestseller weltweit für Aufmerksamkeit, ließ den Fleischkonsum ins Bodenlose sinken und zog in den USA den Federal Meat Inspection Act of 1906 (FMIA), eine bundeseinheitliche Fleischuntersuchung, nach sich. Also eigentlich genau das, woran Salmon jahrelang gearbeitet hatte.
Dass ausgerechnet der engagierte Veterinär und Forscher im Zuge einer gesetzlichen Vereinheitlichung der Lebensmittelhygiene seinen Job quittieren musste, mutet tragisch an. Salmon wurde Vetternwirtschaft mit der Fleischindustrie vorgeworfen, die Anklage wurde später fallen gelassen.
Übrigens war auch Upton Sinclair nicht glücklich über die politischen Konsequenzen seines Romans, ihm war es vor allem um die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen gegangen.
Infektionserkrankungen von Tier und Mensch
Bereits im 18. Jahrhundert hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Tierinfektionen sich auf Menschen übertragen können. Im Fall der Kuhpocken hat diese Erkenntnis zur ersten Impfung am Menschen überhaupt geführt.
Der englische Landarzt Edward Jenner (1749-1823) impfte mit dem schwachen Erreger (der Kuhpocken) und verhinderte damit tödliche Pockeninfektionen. Hundert Jahre später erkannte man erstmalig Mikroorganismen (Bakterien) im Mikroskop, deren Gifte, wie man herausfand, den Körper krank machten. Das war die Geburtsstunde von Bakteriologie und Serumforschung.
Daniel Elmer Salmon starb am 30. August 1914, also zwei Tage vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, mit 64 Jahren an einer Lungenentzündung.