Palmesel, Osterhasen und Weidenkätzchen

Die Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) wird auch Osterglocke oder Osterglöckchen genannt, weil sie in der Regel um Ostern herum blüht.
© FvdB

Für den natürlichen Braunton empfehlen die Bäuerinnen der Südtiroler Marke „Roter Hahn“ Zwiebelschalen, Kaffee oder Tee zum Ostereierfärben.
© Roter Hahn/Frieder Blickle

Martha Thalers Osterzopf ist nur eine von vielen traditionellen Spezialitäten, die die Bäuerin in ihrem Hofschank am Zmailerhof oberhalb von Schenna/Südtirol Familie und Gästen nach der Karwoche zum Fastenbrechen serviert.
© Zmailerhof Schenna

Berühmtes Spektakel und uralte Schweizer Tradition – als „Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“ führt die UNESCO seit Dezember 2019 die Osterprozessionen im Tessiner Mendrisiotto
© Ticino Turismo/Fotograf Luca Crivelli

Mit etwas Geschick und ein paar immergrünen Zweigen lassen sich die Allgäuer Palmboschen auch zu Hause nachbasteln. Sie sind noch heute fester Bestandteil des österlichen Brauchtums entlang der „Lebensspur Lech“ mit seinem Portalort Füssen, Kneipp-Metropole im Allgäu.
© Allgäu GmbH/Bauernhofmuseum Illerbeuren

Osternest für Erwachsene – mit dem schnellen Eierlikör-Rezept aus dem Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg/Oberbayern lässt sich der Feiertag entspannt abrunden
© Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg
Osterbräuche im Alpenraum – wo sie herkommen, wo sie heute noch gelebt werden plus Rezepte für Osterspezialitäten zum Nachmachen
Auch wenn die Hauptfigur noch nie gesehen wurde – seit Generationen erzählen Eltern ihren Kindern, der Osterhase sei ihnen über den Weg gehoppelt. Wer sonst auch sollte die bunten Eier am Ostersonntag im Garten verstecken? Aber warum gerade Hase und Ei? Beide Symbole stehen seit je in vielen Kulturen für das (Wieder-)Entstehen neuen Lebens, zudem gilt Meister Lampe als Frühlingsbote. Die meisten Bräuche sind eng mit dem christlichen Glauben verbunden und vor allem im Alpenraum weit verbreitet.
Segensreiche Palmboschen-Weihe
Entlang der „Lebensspur Lech“ im bayerischen Allgäu gehört der Palmsonntag zu den gelebten religiösen Bräuchen und markiert als letzter Sonntag vor Ostern den Beginn der Karwoche. Dabei erinnern Gläubige und Kirche an den Einzug Jesu in Jerusalem. Mit Palmzweigen wurde er als Fürst des Friedens und der Gerechtigkeit geehrt. Aus Mangel an Palmen oder Olivenbäumen behalf man sich hierzulande mit immergrünen Gewächsen für die Herstellung der so genannten Palmbuschen oder -boschen. Dazu zählen u.a. Buchs, Thuja, Tanne, Fichte, Weidenkätzchen, Eibe und Wacholder. Diese wurden an Holunder- oder Haselnussruten und einem Holzkreuz fixiert.
Mithilfe der geweihten Gebinde sollte christlicher Segen für Haus und Hof erbeten werden. Vielerorts werden die Palmzweige noch heute vor dem Palmsonntags-Gottesdienst gegen eine kleine Spende angeboten, so zum Beispiel in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen. Deren traditionelle Palmprozession durch die Reichenstraße in der Altstadt, bei der auch ein hölzerner Palmesel mitgeführt wird, fand in diesem Jahr wieder statt.
Eier als Liebesgeste und gefärbt mit reiner Natur
Osterbräuche haben auf den Bauernhöfen jenseits des Brenners eine jahrhundertealte Tradition. Am Gründonnerstag beispielsweise trifft sich die Familie zum gemeinsamen Eierfärben – aber bitte natürlich und ohne künstliche Zusätze. Die Bäuerinnen der Qualitätsmarke „Roter Hahn“ wissen, wie man auch mit rein pflanzlichen Mitteln tolle Ergebnisse erzielt.
Am besten eignen sich hartgekochte weißschalige Exemplare, sie nehmen die Farben am optimalsten an. Frühlingsgrün etwa werden sie durch Spinat oder Petersilie, ein sattes Indigo erhalten sie mithilfe von Blau- oder Heidelbeeren. In Gelb erstrahlen Eier auf Basis von Safran oder Kamillenblüten, in leuchtendem Rot dank Roter Bete. Sogar ein kräftiger Türkiston ist möglich, wird der Sud mit Rotkohl angesetzt.
In Südtirol werden die bunten Köstlichkeiten am Karfreitag übrigens in Körbchen gepackt, um diese dann am Ostersamstag in der Kirche segnen zu lassen. Auf den Tisch kommen die geweihten Speisen aber erst nach dem Gottesdienst am Ostersonntag, wobei das sogenannte „Preisguffen“ nicht fehlen darf: Dabei schlägt man zwei Ostereier gegeneinander. Wessen Ei nicht bricht, der gilt als Sieger. Damit auch die Kleinen ihren Spaß haben, dürfen sie sich im heimischen Bauerngarten auf die Suche nach den bunten Schätzen machen. In manchen Südtiroler Regionen wie Alta Badia dienen die farbenfrohen Gaben gar als Liebesbeweis. Junge Frauen beschenken dann jenen Mann mit bunten Ostereiern, den sie noch im selben Jahr heiraten wollen.
Lebendige Tradition und UNESCO-Kulturerbe
Die heiligen Umzüge am Gründonnerstag und Karfreitag in Mendrisio im Tessin gelten als einer der eindrücklichsten gelebten Bräuche der Schweiz, bei dem die Akteure in Originalkostümen aus der Mailänder Scala auftreten. Wer ehrenamtlich mitwirken möchte, wartet nicht selten ein Jahr auf seine Berufung. Zahlreiche Schaulustige nehmen weite Wege auf sich, um dem Kreuzzug Christi durch jenes Städtchen beizuwohnen, das die Einheimischen stolz „magnifico borgo“ (prachtvoller Ort) nennen.
Zum Spektakel gehören auch die „Trasparenti“, die zu Beginn der Karwoche in Mendrisios Altstadt entfaltet werden. Deren religiöse Motive auf durchsichtigem Stoff leuchten wie Lampions und tauchen die Stadt in ein magisches Licht. Die außergewöhnliche Konstruktion und Weitergabe dieses wissenschaftlichen Handwerks von Generation zu Generation war ein wesentliches Kriterium für die UNESCO, die Tessiner Osterprozessionen Ende 2019 zum „Immateriellen Kulturerbe der Menschheit“ zu erklären.
Seit 2017 gibt es in der Casa Croci ein Museum, in dem Interessierte das jahrhundertealte Erbe des Mendrisiotto ganzjährig bestaunen können, darunter Transparente aus der Zeit vor 1792.
Lauwarm ein besonderer Genuss: selbstgemachter Eierlikör
Hobby-Barkeeper könnten ihre Liebsten mit einem selbstgemachten Eierlikör überraschen. Die Kalorienbombe basiert ursprünglich auf einem Avocado-Drink der Ureinwohner im Amazonasgebiet. Weil die grüne Frucht aber im Europa des 17. Jahrhunderts kaum zu finden war, improvisierte man mit Eigelb und legte den Grundstein für den „Evergreen“.
Wie der hochprozentige Festtags-Klassiker ganz einfach zu Hause gelingt, weiß das Team des Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg bei München. „Wichtig ist die optimale Temperatur“, sagt Simon Schmilewski, Souschef im oberbayerischen Vier-Sterne-Superior-Hotel. „Für einen guten Dreiviertelliter Likör werden zunächst 6 Eigelbe, 250 ml Weizenkorn, 170 g Kondensmilch, 250 g Zucker sowie das Mark einer halben Vanilleschote mit einem Stabmixer püriert. Anschließend erhitzt man die Masse fünf Minuten im Wasserbad unter ständigem Rühren mit einem Holzlöffel auf 70 Grad." Tipp: Den Eierlikör lauwarm genießen, dann ist das Aroma am vollmundigsten.
Ein süßer Osterzopf zum Fastenbrechen
In den meisten Südtiroler Regionen gehört zum Fastenbrechen am höchsten christlichen Feiertag auch ein Osterzopf. Denn erst nach 40 Tagen Enthaltsamkeit alljährlich von Aschermittwoch bis Gründonnerstag ist dem abendländischen Glauben nach das Naschen von süßen Leckereien wieder erlaubt. Darum wird Osterbrot auch meist gezuckert und als Höhepunkt des sonntäglichen Mahls zu Ehren der Auferstehung Christi serviert.
Bis heute hält sich die Tradition, dass junge Gemeindemitglieder den Alten und Kranken am Karsamstag das herrlich duftende Gebäck vorbeibringen. Bäuerin Martha Thaler vom Zmailerhof in Schenna hat ihr ganz eigenes Rezept der Hefenascherei mit feiner Butter, Vanillearoma sowie Zitronenabrieb. Ihre Familie und Gäste des bereits mehrfach ausgezeichneten Hofschanks oberhalb der Gemeinde bei Meran erfreuen sich jedes Jahr zum Ende der Karwoche an der wohlschmeckenden Köstlichkeit. Das Osterbrot in Form eines Zopfes soll übrigens auf die Verflechtung zwischen Gott und den Menschen hindeuten.