Check-in: Dijon

Die gute Stube Dijos: Place de la Libération mit dem Palais des Ducs et des États de Bourgogne (re.)
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Vorplatz der Cité de la Gastronomie et du Vin mit dem auf Stelzen ruhenden Neubau für die elitäre Pariser Kochschule École Ferrandi
© Agence Architecture Anthony Bechu

Neu in Dijon: Ein Ableger der renommierten Pariser Elite-Kochschule „Ferrandi“
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Beste Adresse für die Degustation von Burgunder-Weinen: La Cave de la Cité
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Ganz im Architektur-Stil Gustav Eiffels: der Markt in den Les Halles Centrales
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Eine Legende unter Käse-Liebhabern: der Burgunder-Käse Époisses
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Einladend: Die Place Francois Rude mit putzigen Fachwerkhäusern, Cafés und historischen Karissell
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Neben einem Gas Champagner der französische Apéritif schlechthin: Kir Royal
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Dijon tischt neben beeindruckender Architektur, berühmtem Burgunder-Senf und Weltklasseweinen auch kulinarischen Hochgenuss und jede Menge Savoir-Vivre auf.
Andrea Scholz (Text und Bilder)
Die Hauptstadt von Burgund, ist ein zauberhaftes, historisches Kleinod. Seinen Ruf als Feinschmecker-Metropole hat Dijon jetzt mit der Eröffnung der Cité de la Gastronomie et du Vin weiter untermauert.
Bon appétit et large soif!
2010 nahm die UNESCO „die französische Gastronomie“ in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf. Die Grande Nation beschloss daraufhin, Orte zu schaffen, um dieses kulturelle Gut zu fördern. Vier Städte sollten die Gastronomie „à la française“ mit all ihren Facetten beleuchten: Lyon das Thema Essen und Gesundheit, Tours den gesellschaftlichen Aspekt des Essens, Paris Rungis den kommerziellen Aspekt und Dijon das Thema Essen und Wein. 2015 wurden die Climats de Bourgogne, das Weinbaugebiet zwischen Dijon und Beaune und bis nach Santenay, ebenfalls zum Weltkulturerbe ernannt. Seine Besonderheit ist das konstante Streben über Jahrhunderte nach einer perfekten Verbundenheit von Ort (Climat) und Zeit (Jahrgang). Die Climats fügen sich heute zu einem großen Mosaik aus einzigartigen Lagen mit bekannten Namen zusammen. Die Auszeichnung umfasst auch das Weinbaugebiet, das an Dijon direkt angrenzt – ein weiteres gewichtiges Argument, den Bau der Cité de la Gastronomie et du Vin (citedelagastronomie-dijon.fr) voranzutreiben.
Auf dem gut 6,5 ha großen Gelände des ehemaligen Hôpital Général entstand fußläufig zum Stadtzentrum ein Erlebnispark der französischen Ess- und Trinkkultur. Der fußballfeldgroße, fast weiße Vorplatz ist mit dem typischen Kalkstein gestaltet, aus dem halb Dijon gebaut ist. Er markiert den Anfang der Route des Grands Crus (beaune-tourismus.com), der legendären Weinstraße mit ihren weltberühmten Lagen von Dijon über Beaune nach Santenay. Der Cité verleiht er zusammen mit dem mit robustem Cortenstahl ummantelten, auf Stelzen ruhenden Neubau für die elitäre Pariser Kochschule École Ferrandi (ferrandi-paris.com/campus-dijon) ein eindrucksvolles Entree.
Das Zentrum der Cité ist ein Forum mit zwei Reihen Boutiquen, Querpassagen, eleganten Pavillons und wetterfester Glasüberdachung. Das kulinarische Angebot stammt überall fast ausschließlich aus Frankreich. Fleisch, Käse, Obst, Gemüse und Gebäck – alles vom Feinsten. Meist kann ein Happen schnabuliert werden, so auch in der Kaffeebar und Pâtisserie La Gloriette (fr-fr.facebook.com/pg/boulangerielagloriette). Ganz gepflegt speisen kann man hier natürlich auch: z.B. im Les Tables, dem angesagten Zweitrestarant des einzigen burgundischen Drei-Sterne-Kochs Éric Pras („Maison Lameloise“, Chagny, lameloise.fr).
Weinselig
Eine Art Leistungsschau des burgundischen Weinbaus repräsentiert die wie eine Bibliothek anmutende Cave de la Cité mit ihren über 3000 Weinen im Verkauf und 140 in der Weinbar angebotenen offenen Tropfen, die man gegen einen kleinen Obulus verkosten kann. Wer Burgunder-Wein am Ort seines Entstehens erleben will, reist am besten von Dijon aus mit dem Zug in rund 20 Minuten nach Beaune (beaune-tourismus.com). Der Ort ist das Herz der Côte de Beaune, eine der fünf Weinregionen des Burgunds. Besonders bekannt für große Weißweine (z.B. Corton-Charlemagne, Montrachet oder Meursault) sowie Rotweine der Extraklasse (wie Corton, Pommard oder Volnay).
Immer der Eule nach
An der Kirche Notre-Dame in Dijon blickt eine kleine Stein-Eule (Chouette) von einem Pfeiler herunter. Berührt man diese mit der linken Hand, soll dies Glück für das Leben bringen. Der Nachtvogel dient auch als Symbol des Fußgängerrundwegs durch die Altstadt, gekennzeichnet durch die Eule auf Metall-plaketten im Boden. Durch den kleinen „Triumphbogen“, die Porte Guillaume, gelangt man in die Fußgängerzone Rue de la Liberté. Fachwerkhäuser wechseln sich ab mit Bürgervillen, Jugendstil mit Renaissance, und die paar wenigen neuen Gebäude passen sich gut in das Gesamtbild ein. Besonders gesellig geht es am Place Francois Rude mit seiner Fachwerkkulisse, vielen Cafés und dem historischen Karussell zu.
Der Bauch der Stadt
Pflichtetappe ist natürlich auch die Markthalle, eine kühne Eisenkonstruktion von 1875 im Stil Gustave Eiffels. Hunderte von Ständen bieten hier jeden Dienstag, Donnerstag, Freitag und Samstag alles an, was an Obst und Gemüse, Käse und Wurst, Fleisch und Fisch „auf dem Markt“ ist. Unbedingt probieren: Époisses, ein burgundischer Weichkäse, der zum Reifen mit Marc de Bourgogne gebürstet wird. Und natürlich die Dijoner Spezialität Jambon Persillé, ein in Petersilie-Aspik eingelegter Schinken.
Senfsationell!
Ein Muss für Feinschmecker ist die Moutarderie Edmond Fallot (fallot.com). Der Familienbetrieb (1840) ist mittlerweile der letzte, der noch im Burgund (Beaune) produziert. Im Stammhaus in Rue de la Chouette werden diverse Dijon-Senf-Sorten verkauft, grob und fein, scharf und wirklich scharf, pur oder kombiniert mit Estragon, Kräutern der Provence oder Cassis. Ausschließlich aus einheimischen Senfkörnern, Gewürzen und aus burgundischem AOC-Aligoté oder -Chardonnay hergestellt wird der Moutarde de Bourgogne.

Traditionelles Pain d’Epice bei „Mullot et Petitjean“;
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Der einzig Wahre: Moutarde de Bourgogne von „Edmond Fallot“
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Wahrzeichen von Dijon und Glücksbringer: die kleine Eule (Chouette)
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Spezialitäten für Süße
Mit die besten burgundischen Lebkuchen, Pain d’Épice genannt, gibt es in dem über 200 Jahre alten Laden von Mulot & Petitjean (mulotpetitjean.com) mitten in der Altstadt an der Place Bossuet, der nicht nur wegen des kolossal guten Gebäcks, sondern auch wegen seiner historischen Dekoration einen Besuch wert ist. Spezialität des Hauses sind die Nonnettes de Dijon, die Nonnen einst mit Marmelade füllten.
Félix Kir, 1945 bis 1968 Bürgermeister von Dijon, gab einem populären Cocktail den heutigen Namen: Kir! Komponiert wird er aus einem Drittel Crème de Cassis (original aus schwarzen Johannisbeeren von den Höhen der Côte de Nuits) und zwei Drittel Weißwein. Mit Champagner gemixt, wird daraus der Kir Royal.
Zuletzt die gute Stube
Letzte Station des Rundgangs ist der Hauptplatz der Stadt, Place de la Libération. Kaum zu glauben, dass sich hier bis 2005 der zentrale Busparkplatz befand. Im theaterähnlichen Halbkreis hinter und vor barocken Fassaden reiht sich ein Café und Restaurant an das nächste, in den Springbrunnen spielen Kinder, und die Szenerie wird hoheitsvoll bewacht vom Palais des Ducs et des États de Bourgogne, dem herzöglichen Palast – heute Rathaus und Kunstmuseum (beaux-arts.dijon.fr). Neben der reichhaltigen Kunstsammlung sind besonders die prunkvollen Herzogsgräber die Attraktion des Schlosses. Höhepunkt im Wortsinn ist der Turm Philipps des Guten. Hat man die 316 Stufen erklommen, blickt man aus rund 50 m Höhe auf ein Meer aus Dächern mit bunt glasierten Ziegeln, die für die Städte im Burgund so typisch sind. An klaren Tagen zeigt sich in der Ferne der Montblanc.