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Reportagen

Wintermärchen

Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee

Seit Mai 2007 hat das Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee seine Pforten geöffnet. Auf rund 60.000 qm können Museumsbesucher eine Reise in eine authentische Vergangenheit unternehmen.

© Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee

Blick auf den winterlichen Schliersee

Blick auf den winterlichen Schliersee

© Schliersee Tourismus

Skifahrer Skigebiet Alpenbahnen Spitzingsee

Schwungvolle Abfahrt im Skigebiet „Alpenbahnen Spitzingsee“ nahe dem Schlierseee

© Schliersee Tourismus

Tourengeher

Tourengeher

© Schliersee Tourismus

Malerisch wie aus dem Bilderbuch: Am Schliersee zeigt sich Bayern auch in der kalten Jahreszeit von seiner schönsten Seite. 

Walter Pfister (Text)

Dicke Eiszapfen glitzern an den Dachrinnen alter Bauernhöfe in der Wintersonne. Zarte Christrosen biegen sich an hölzernen Balkonen unter der Last des Schnees. Noch ist der See nicht ganz zugefroren. Doch einige Wagemutige sind schon auf Kufen am Ufer unterwegs. Die Luft ist klar und fühlt sich frisch an. Ein- und Ausatmen tut hier noch richtig gut! 

Einfach majestätisch!

Schneebedeckt sind die Gipfel des Mangfallgebirges. Darunter funkelt das Eis auf dem knapp 2,3 Quadratkilometer großen und bis zu 40 Meter tiefen Schliersee. Der „See der bayerischen Könige“ wurde er einst genannt. Weil ihn der Märchenkönig, Ludwig II. (1845 bis 1886), so liebte. Auch König Max I. (1756 bis 1825) hatte eine Vorliebe für den Schliersee, 50 Kilometer südlich von München gelegen. Bayerns erster König, auch „der gute Max“ genannt, war kein Kostverächter und soll der Legende nach großen Gefallen an der feschen „Fischerliesl“ gefunden haben, die ihn einst über den See gerudert hat. Ihr Mieder ist heute noch im Heimatmuseum Schliersee ausgestellt. Glückseelig muss er sich gefühlt haben, der König! Ganz so, wie alle, die sich bei einem Glüh-Bier (gemischt aus Bier, Säften, Spirituosen und Gewürzen) im Bistro-Café „glückSeelig“ aufwärmen oder sich im „Weißwurstglöckerl“ den knusprigen Schweinsbraten mit Blaukraut und Kartoffelknödel schmecken lassen. Dazu gibt’s ein kühles „Tegernseer“-Bier vom Fass – einfach herrlich! Aber genug geschlemmt! 

Das Museumsdorf von Skilegende Markus Wasmeier (54, Doppel-Olympiasieger, Weltmeister 1985) ist zwar im Winter geschlossen, die 12 historischen Gebäude, in denen sich alles um Tradition und Handwerk dreht, sind aber auch von außen und tief verschneit sehenswert. Eines davon ist der Lukashof, ein Anwesen, erbaut im Jahr 1523 im Tegernseer Tal, das Wasmeier originalgetreu im Freilichtmuseum wiederaufgebaut hat. 

Wenig weiter streckt sich seit 650 Jahren die Turmspitze von St. Sixtus in den Himmel. Im Innenraum der Kirche gibt es einen Marienaltar, viel Stuck und Decken-fresken zu sehen. Das „Schlierseer Bauerntheater“ wurde 1892 nach Plänen des Münchener Architekten Emanuel von Seidl gegründet. Es war die erste bayerische Bühne und ist somit ein Teil der deutschen Theatergeschichte. Im prächtigen Saal, verziert mit Barock und Jugendstil, treten auch heute noch Laienschauspieler der Re-gion auf. Die Stücke handeln meist vom ursprünglichen Landleben. Im Januar auf dem Programm: „Die Geierwally“, ein Volksstück in vier Akten.

Handarbeit vom Feinsten

Die Schlierseer sind stolz auf ihre schöne Gegend und pflegen Traditionen. Man spricht hier noch Dialekt. Mit einem herzlichen „Grüß Gott“ werden Besucher bei Christine Falken, genannt „D’Nahterin vom Schliersee“, empfangen. Die 54-Jährige fertigt Dirndl der Meisterklasse. Jedes Kleid ist ein Unikat, der Trägerin auf den Leib geschneidert und versehen mit einem Gütesiegel. Die eigens gefertigten Knöpfe zieren auch die Herren-Trachtenwesten. Kleidsame Tradition in feinster Handarbeit!

Auf Altüberliefertes legt auch Michaela Schmitz-Guggenbichler (43) viel Wert. Im Landgasthof „Alte Bergmühle“ in Fischbachau-Birkenstein, unweit vom Schliersee, dreht sich alles um Knödel. Ob mit Speck, Käse, Marillen oder Zwetschgen: Hier ist alles eine runde Sache, die einfach auf der Zunge zergeht. Knödel-Kurse werden auch angeboten. Wer daran teilnimmt, hat danach garantiert den richtigen Dreh raus. Obendrein gibt es auch noch ein Knödel-Diplom zum Aufhängen in der heimischen Küche. Das hat auch nicht jeder!

Whisky-Genuss und Winterfreuden

Wer weiß schon, dass der größte Single-Malt-Whisky-Hersteller Deutschlands am Schliersee zu finden ist? Gegründet 1999, werden auch hier Traditionen gepflegt. Der Name „Slyrs“ leitet sich vom altbayerischen Namen des Sees (Slyrse) ab. Die feinen Tropfen können es locker mit denen aus Schottland aufnehmen. 120.000 Flaschen werden hier mittlerweile jährlich produziert. Ganzer Stolz des Hauses: der 12-Jährige in limitierter Auflage. Bei dem werden nicht nur Whisky-Kenner schwach … Aber genug der Gaumenfreuden!

Der Schnee knirscht unter den Stiefeln. Wer es gemütlich mag, steigt einfach nur auf den 35 Meter über dem Seespiegel gelegenen Weinberg. Der Blick von hier auf die Berge und über den See ist wie aus dem Bilderbuch. Zur Schliersbergalm (1061 Meter) führt eine Seilbahn. Hier gibt es nicht nur deftige Alpenküche vom Spanferkel bis zum Kaiserschmarrn. Im Winter werden auch romantische Fackelwanderungen angeboten. 

Anstrengender ist es, mit Schneeschuhen von Fischbachau bis zum Gipfel des Wendelsteins zu stapfen. Aber es lohnt sich! Mit dem Alpenhauptkamm vor sich, fühlt man sich dem weiß-blauen Himmel ganz nahe.

Auf Skifahrer warten Pisten verschiedenster Schwierigkeits-grade im nahen Skigebiet „Alpenbahnen Spitzingsee“ und im Mangfallgebirge (Sudelfeld, Wendelstein, Brauneck). Wer einen Loop auf dem Snowboard hinlegen will, ist hier auch richtig. Und auf gut prä-parierten Rodelbahnen saust man im Schlitten über den Schnee bis hinunter ins Tal. Das Eis auf dem Schliersee dort unten glitzert. Hier werden Wintermärchen wahr!