Von Punsch zu Punsch

Die Egerner Bucht wird im Volksmund „Malerwinkel“ genannt.
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Das Sengerschloss aus dem Jahr 1842 ist das Herzstück des Hotels „DAS TEGERNSEE“.
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Zwei historische Lokomotiven und ein Triebwagen lassen einen Hauch von Nostalgie wehen. Die TAG 70083 ist heute Eigentum des „Bayerischen Localbahn Vereins“.
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Bayerische Beschilderung des Speisewagens
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DAS TEGERNSEE besteht aus dem historischen Sengerschloss und den vier unterschiedlich gestalteten Wohnwelten Herberge Quirin, Haus Tegernsee, Haus Wallberg, den Alpenchalets sowie dem Spa-Bereich.
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Das Tegernseer Tal – eine Region mit Traditionen, besonders zur Adventszeit
Dagmar Krappe (Text und Bilder)
Fünfzehn Zentimeter Neuschnee sind in den letzten Tagen rund um den Tegernsee gefallen. Anton Maier hat seine beiden Süddeutschen Kaltblüter Nelly und Uschi angespannt. Er betreibt eine kleine Landwirtschaft und bietet nebenbei Kutschfahrten an. Auch Familienmitglieder der Gorbatschows, die sich gerne mal unauffällig ins Tegernseer Tal zurückzogen, habe er schon kutschiert, erwähnt der 51-Jährige. Heute ist er mit weniger berühmten Gästen auf dem Weg zum „Rottacher Advent“ direkt am See. Dort reibt sich Doris Gollé in ihrem Stand die klammen Finger. Mützen, Filz- und Velourshüte hat sie im Angebot. Eine Werkstatt besitzt sie auf der östlichen Seeseite im Ort Tegernsee.
Handgefertigte Hüte gegen kalte Ohren
„Die Kopfbedeckungen werden nicht aus Filzplatten gearbeitet, dann hätte man eine seitliche Naht im Hut“, erzählt sie: „Ein Großhändler liefert mir die unfertigen Hüte, die Wollfilzstumpen, die in Osteuropa oder Portugal gefertigt werden.“ Den Stumpen legt die Fachfrau zunächst in kaltes Wasser. „Dadurch wird er geschmeidig und lässt sich formen. Anschließend kommt er für einige Minuten in ein 120 Grad heißes Dampfbecken.“ Danach schnürt sie ihn auf einer hölzernen Rundform fest und schneidet den Filz zurecht. Zwei Tage verbringt der Hut im Trockenraum, bevor Doris Gollé ihn in Form bügelt. Verzierungen wie eine Schnur, ein Band oder eine Goldkordel näht sie per Hand an. Diese Garnitur ist ausschlaggebend für den Preis ihrer Werke.
Einem hölzernen Hobby hat sich Martin Goldhofer ein paar Hütten weiter gewidmet. „Ich bastele in meiner Werkstatt nicht an Stuhlbeinen, sondern kreiere Christbaumkugeln aus Zirbelkiefer, mit einer Technik, die ich mir beigebracht und für die ich Geschmacksmuster-Schutz beantragt habe“, berichtet er. Die hölzernen Kugeln sind innen hohl und deshalb nicht zu schwer für die Äste eines Weihnachtsbaumes. Zunächst fräse er ein Loch in eine Kugel. Mit selbst hergestellten Werkzeugen höhle er sie aus. Dann schnitze er Muster, Kreise, Drei- und Vierecke, sagt der gelernte Zimmermann. Seine Leidenschaft entfachte durch einen nach Arizona ausgewanderten Onkel. Dieser schickte ihm vor Jahren eine selbst gedrechselte massive Holzkugel.
Adventsmarktbummel per Schiff
Mit einem Pendelschiff der Tegernsee Schifffahrt geht es ans westliche Ufer zum „Seeadvent“ in Bad Wiessee. 20 Stände zieren die Promenade. Der „Schlossmarkt“ am Ostufer ist das Ziel der „MS Wallberg“ am nächsten Tag. In rund 30 Hütten präsentieren Betriebe aus dem Umland Schmankerl wie Heumilchkäse, Pralinen, Edelbrände und Liköre, Trachtenmode und Kunsthandwerk vor der Klosterkirche St. Quirinus in Tegernsee. „Wir sind hier in der ältes-ten Ansiedlung am See“, verrät Heimatführerin Gertrud Schönauer-Wanninger: „Bereits 746 gründeten zwei adlige
Brüder das Kloster Tegernsee. Nach Höhen und Tiefen wurde es Anfang des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Säkularisation aufgelöst.“ Der bayerische König Max I. Joseph erwarb die Gebäude nebst Brauerei und ließ sie zur Sommerresidenz umgestalten. Gebraut wird immer noch. Unterschiedliche Hopfentropfen werden nebenan im „Herzoglichen Bräustüberl“ ausgeschenkt.
Dampflok samt Alpenpanorama
Die Gemeinde Gmund am Nordufer des Sees erreicht man nicht per Schiff, sondern per Dampfzug. Vor dem fast 120 Jahre alten Tegernseer Bahnhofsgebäude schnauft Lok 70083 des
„Bayerischen Localbahn Vereins“ und bläst weiße Wasserdampfwolken in die winterkalte Luft. 1913 erblickte sie das Licht der Schienenwelt. Christian Ewald ist Triebfahrzeugführer für Diesel- und Elektroloks bei der Bayerischen Oberlandbahn (BOB). Seit zehn Jahren unterstützt er den Verein. Hat Tickets verkauft und Kohlen geschippt. Und fünf Jahre lang auf den Dampflokführerschein hingearbeitet. Auf dieser Fahrt legt er dafür die Prüfung ab. Die Bahn rumpelt am Tegernsee entlang, dessen blaues Wasser immer wieder zwischen kahlen Bäumen hindurchschimmert.
Im Hintergrund reiht sich Gipfel an Gipfel – Alpenpanorama! Kurz vor Einfahrt in den Gmunder Bahnhof überquert der Zug den Fluss Mangfall. Hier hat die „Büttenpapierfabrik Gmund“ ihren Sitz.
Während Lok 70083 weiter Richtung Schafflach bis Holzkirchen zuckelt, lassen sich einige der ausgestiegenen Fahrgäste durch Peter Maier in die Geheimnisse der Papierherstellung zwischen Handwerk, Hightech und Nachhaltigkeit einweihen. Handgeschöpft wird hier kein Blatt mehr, sondern zwei gigantische Maschinen aus den Jahren 1883 und 1930 übernehmen die Produktion. Mit ihren zahlreichen Rädchen und Hähnen erinnern sie an den Führerstand einer Dampflok. „Seit 1829 gibt es das Unternehmen“, berichtet Maier: „Inzwischen ist es in vierter Generation im Familienbesitz. Dreiviertel aller Waren werden exportiert. Unsere Produkte sind Basis für Kataloge, Magazine, Bücher, Verpackungen, Hefte, Glückwunschkarten und Schreibpapier.“
Dampfross 70083 kündigt sich mit lautem Tröten an. Prüfung bestanden. Mit strahlenden Augen überquert Lokführer Christian Ewald die Mangfall und tuckert zurück entlang des adventlich illuminierten Tegernsees.

Die 19. „Montgolfiade“ steht vor der Tür: 30. Januar bis 3. Februar 2019.
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Die festen und warmen Winterschuhe sollten am Tegernsee auf jeden Fall mit dabei sein.
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Martin Goldhofer bietet seine Zirbenholzkugeln auf dem „Rottacher Advent“ feil.
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