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Reportagen

Freiburger Glücksmomente

Die Wiwilíbrücke (auch Blaue Brücke genannt) verbindet den Freiburger Stadtteil Stühlinger mit der Altstadt, hier mit Blick auf die Türme der Herz-Jesu-Kirche. Rund 10.000 Radfahrer nutzen die Brücke täglich.

Die Wiwilíbrücke (auch Blaue Brücke genannt) verbindet den Freiburger Stadtteil Stühlinger mit der Altstadt, hier mit Blick auf die Türme der Herz-Jesu-Kirche. Rund 10.000 Radfahrer nutzen die Brücke täglich.

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Blick auf die Stadt und das Freiburger Münster

Blick auf die Stadt und das Freiburger Münster

© Adobe Stock/magann

Das Martinstor ist im Vergleich zum Schwabentor der ältere der beiden noch erhaltenen Tortürme der Stadt.

Das Martinstor ist im Vergleich zum Schwabentor der ältere der beiden noch erhaltenen Tortürme der Stadt.

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Die Gasse Gerberau am Gewerbekanal wird auch „Klein Venedig“ genannt. Eine malerische Kulisse für diese Artisten

Die Gasse Gerberau am Gewerbekanal wird auch „Klein Venedig“ genannt. Eine malerische Kulisse für diese Artisten

© FWTM/Schwerer

Wo sich Deutschlands sonnenverwöhnteste Stadt von ihren schönsten Seiten zeigt.

Erica Gebhart (Text)

In Freiburg im Breisgau werden hierzulande die meisten Sonnenstunden gezählt. Mehr als 1700 sind es pro Jahr. Friedlich fließt die Dreisam quer durch die überschaubare Stadt. Freiburg ist die perfekte Mischung aus Vielem: nicht zu klein, nicht zu groß, nicht zu altbacken, nicht zu modern, nicht zu städtisch und nicht zu ländlich.  

Von den rund 230.000 Einwohnern studiert jeder Sechste an der Uni, deren Ursprung mehr als 550 Jahre zurückliegt. An den Sehenswürdigkeiten wie dem Münster (erbaut zwischen 1200 und 1510) und den historischen Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert drumherum werden die Besucher bei einem Spaziergang durch die Altstadt vorbeischlendern wie auch am Martins- und am Schwabentor (beide 13. Jahrhundert). 

Den Münstermarkt findet man selbst, und wahrscheinlich wird man auch der legendären „Langen Roten“, der Münsterwurst im Brötchen, von der es mittlerweile auch hervorragende fleischlose Alternativen gibt, nicht widerstehen können. Und wenn man nicht aufpasst, „dappt“ man bestimmt auch in eines der Freiburger Bächle und holt sich nasse Füße. Die Wasserläufe, die einst der Trink- und Nutzwasser-Versorgung dienten, ziehen sich kreuz und quer durch die Altstadt. 

All das gehört zu Freiburg wie der Bollerhut zum Schwarzwald. Doch welche Orte, Plätze und Lokale machen die Stadt und ihre Umgebung für ihre Einheimischen so lebens- und liebenswert?

Geselligkeit und Genuss

Geselligkeit und Genuss gehören hier zum Lebensgefühl. Von der Restaurantdichte kann so manch andere Stadt nur träumen. Allein 18 Restaurants, Cafés und Bars haben dort im vergangenen Jahr trotz Coronakrise eröffnet. Das „au contraire“ in der Altstadt ist eines davon. Auf der Terrasse mit Blick auf „Klein Venedig“, wie die Freiburger das Gerber-au-„Gässle“ am Gewerbe-
kanal nennen, gibt es neben Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen, wie dem „PLT“ mit Pilzen und selbst gemachter Miso-Mayonnaise, den ganzen Tag über Cocktails. 

In der neuen „Eisboutique Scheinpflug“ im Stadtteil Wiehre ist die Sorte mit frisch geriebenen Pistazien einfach sensationell. Auch das Res-taurant „Kreuzeck“ im gleichen Viertel sehen die Freiburger als neue kulinarische Bereicherung. In einem Jugendstil-Eckhaus mit herrlichem Biergarten wird traditionelle badische Küche mit österreichischer kombiniert. 

Überhaupt der Stadtteil Wiehre: ein Paradies für Altbau-Liebhaber! Palmen wiegen sich an schmiedeeisernen Balkonen in der lauen Brise. Blütenpracht ziert die Jugendstil-Fassaden. Eine Straße ist schöner als die andere!

Genauso wie die durch den Stadtteil Stühlinger hinter dem Bahnhof. Blumengeschmückt sind auch hier die Altbauten zwischen prächtigen Bäumen. Dazwischen finden sich kleine Läden und Cafés. In der Altstadt bieten die Gassen Gerberau, Fischerau, Insel und Oberlinden Postkarten-Idylle vom Feinsten. Wie Girlanden überspannen Blüten von Blauregen die Konviktstraße. In der Salzstraße findet sich eine der schönsten Buchhandlungen Deutschlands. Bei „Wetzstein“ (www.zum-wetzstein.de) gibt es seltene Sonderausgaben, signierte Exemplare – das Herz aller Bibliophiler schlägt hier höher! 

Auf den Schlossberg, Freiburgs 1284 Meter hoher Hausberg, mit lauschigem Biergarten wandert so gut wie jeder Besucher (oder nimmt auf die bequeme Art den Lift hinauf) – des schönen Blickes über die Altstadt wegen. Viele Freiburger zieht es eher auf den Lorettoberg, wo die Aussicht genauso schön ist und wo sich auf der Terrasse des „Schloss-Cafés“ herrlich frühstücken lässt. 

Waldidyll und Wallfahrtsort

Idylle wie aus einem längst vergangenen Jahrzehnt gibt’s am Waldsee, einem kleinen See mit Lokal im Stadtteil Littenweiler. Ruder- und Tretboote ziehen ihre Kreise, ein romantischer Pavillon (von 1892) auf einer kleinen Insel spiegelt sich im Wasser. Es ist eine lauschige Oase, in rund 30 Minuten zu Fuß ab der Altstadt zu erreichen. Im Waldlokal „St. Valentin“ haben schon einige Studenten-Generationen unter Walnussbäumen ihr Bierchen gezwitschert. Das holzgetäfelte Lokal mit großem Garten und kuscheliger Laube ist bekannt für beste Pfann- und Flammkuchen. Das Wald-Gasthaus „Bauerntafel Freiburg“ kann mit Schwarzwälder Tapas, Wildschwein-Maultaschen und hervorragender Schwarzwälder Kirschtorte mithalten und trumpft noch dazu mit einem großartigen Blick über das liebliche Dreisamtal auf. 

Durchatmen und auftanken lässt es sich auch bei einer Wanderung nach St. Ottilien, einem der ältesten Wallfahrtsorte Deutschlands. Die Kapelle (15./frühes 16. Jahrhundert) ist der Heiligen Odilia geweiht. Sie wurde ursprünglich neben einer Quelle errichtet, deren radonhaltigem Wasser Linderung bei Augenleiden zugesprochen wurde. Natürlich gibt es auch dort ein Ausflugslokal mit riesigem Biergarten. Rund drei Kilometer läuft man ab dem Schlossberg durch den Wald nach St. Ottilien, ebenso ab dem Parkplatz Kartäuser Straße. Aber auch hier geht’s ganz bequem mit dem Auto bis zum Ziel. 

Weil im Breisgau das Kulinarische bei einem Ausflug nie fehlen darf, locken auch die Straußenwirtschaften im Umland. Ein paar Monate im Jahr dürfen Winzer ihren eigenen Wein ausschenken und Vesper dazu anbieten, oft ganz rustikal auf Holzbänken vor dem Hof. Eine der schönsten: die „Lorenz Strauße“ in Ehrenkirchen, 15 Kilometer südlich von Freiburg. Dort werden in einer alten Scheune mit unzähligen Spiegeln und Kronleuchtern badische Spezialitäten serviert.

Grün und gelassen

Es gäbe noch so viel über Deutschlands grünste Stadt und die Umgebung zu erzählen. Wie schon der Kunsthisto-riker Sulpiz Boisserée 1808 wusste: „Von Freiburg hätte ich dir ein ganzes Buch zu schreiben, das ist ein Ort aller Orte, alles Alte so schön mit Liebe erhalten, eine herrliche Lage, in jeder Gasse ein krystallheller Bach …“

Aber nicht nur das! Nirgendwo in Deutschland werden Sonnen-, Wind-, Wasserkraft und Biomasse mehr genutzt als hier. Im Vorzeigestadtteil Vauban sind die Dächer begrünt und mit Sonnenkollektoren versehen. In verkehrsberuhigten Straßen gibt es kuschelige Vorgärten mit Tonnen, die Regenwasser auffangen. Selbstverständlich ist die Fahrraddichte hier sehr hoch. So lässt sich’s leben: grün, gelassen und immer mit ganz viel Genuss!