Kreuzfahrt ins Eis

Der Eisbär bewohnt die nördlichen Polarregionen wie die Arktis.
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Kleines Schiff mit Aktivprogramm: die „RCGS Resolute“ von „One Ocean Expeditions“
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Die fotogenen, ein Meter hohen Königspinguine brüten vor allem auf Südgeorgien.
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Blaues Gletschereis in einem Eisberg
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Kajakfahrer beim Start vom Schiff aus
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Eisberge ahoi! In der Davis Strait vor Grönland treiben die meisten Eisberge der Arktis.
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Aber wohin? Arktis oder Antarktis? Was ist wo zu sehen? Was ist spannender? Unser Autor hat eine Bestandsaufnahme gemacht.
Karl Teuschl (Bilder und Text)
Hätten Sie’s gewusst? Eisbären und Pinguine treffen sich nur im Zoo. Denn die einen leben in der Antarktis, die anderen am Nordpol. Und noch ein Unterschied: Die Arktis ist ein Meer mit Inseln und Kontinenten rundum. Ganz anders die Antarktis, sie ist ein Kontinent mit viel Wasser drum herum.
Das Wetter
Auch im hohen Norden kann es im Juli und August an einem richtig sonnigen Tag 15 oder sogar 18 Grad haben. Pulloverwetter. Aber das eisige Wasser sorgt dann schnell für Nebel. Meist liegen die Temperaturen um 5-10 Grad. Wolken und Nebel gibt es reichlich, aber viel Regen muss man nicht befürchten: Die Inseln im Norden Kanadas sind sogar richtige Wüsten, zwischen den Gletschern ist alles braun und kahl.
Während das Polarmeer in der Arktis das Klima ein bisschen ausgleicht, schafft sich in der Antarktis die gewaltige Eismasse des Kontinents ihr eigenes Wetter. Mit teils bizarren Phänomenen: Die berüchtigten Fallwinde aus dem Inneren des Kontinents zum Beispiel können 300 Stundenkilometer schnell werden. Auch zur Hauptreisezeit der Antarktis von Dezember bis Februar (Hochsommer) kann es zwischendurch mal Winter werden mit Schneetreiben und schneidendem Wind. Dazu kommen die Stürme, die vor allem in der Drake Passage vielen Kreuzfahrern den Appetit verderben und den Fischen Futter verschaffen. Aber die Drake muss sein – nur dann ist man ein echter Antarktisfahrer!
Das Eis
Die Baffin Bay zwischen Grönland und Kanada ist die Heimat der Eisberge. Dort gibt es die meisten und schönsten dieser weißen Riesen: Zackige Eisskulpturen und manchmal richtige Eispaläste, hundert Meter lang, treiben im dunklen Wasser. Viele davon stammen vom Jacobshavn-Gletscher an der Westküste Grönlands – auch der, der 1912 die Titanic versenkte, heißt es. Die wirklich traurige Nachricht ist allerdings, dass es derzeit mehr Eisberge denn je gibt, denn durch die Erderwärmung schmelzen die Gletscher schneller ab.
Reichlich Eisberge driften auch entlang der Antarktischen Halbinsel, wo die meisten Kreuzfahrtrouten liegen. Nicht so viele wie in der Arktis, aber sie sind größer. Viel größer. Manche der Tafeleisberge aus dem Schelfeis der Antarktis sind Dutzende Kilometer lang. B-15 hieß der bislang größte dieser Eisberge, eigentlich eine Eisinsel mit fast 300 Kilometer Länge.
Das Land
Was ist der höchstgelegene Kontinent der Erde? Richtig, die Antarktis. Die Landhöhe des Kontinents ist 2300 Meter. Im Durchschnitt! Das ist höher als der Watzmann. Der Südpol selbst liegt sogar auf 2835 Meter. Auch deshalb ist das Land von einem gewaltigen Eispanzer überdeckt, der bis ins umgebende Meer reicht. Sogar die Gipfel entlang der Kreuzfahrtrouten auf der Antarktischen Halbinsel reichen schon auf 3000 Meter. Bei Sonne ein gigantischer Anblick. Und jedes Fitzelchen Fels, das aus dem Wasser schaut, ist gleich von einer 200 Meter hohen Eisschicht bedeckt.

Wedellrobben leben als einzige Säugetiere bis weit im Süden der Antarktis.
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Gern im Wasser: Eisbären werden tatsächlich als Meerestiere klassifiziert.
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Sieben Arten Pinguine gibt es am Südpol, zu sehen bekommt man meist die putzigen kleinen Adelie- und Eselspinguine (im Bild).
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Die Tiere
Es geht fein zu am Südpol, die Einwohner tragen Frack. Alter Scherz, gemeint sind natürlich die Pinguine. Sieben Arten gibt es, zu sehen bekommt man meist die putzigen kleinen Adelie- und Eselspinguine. Die fotogenen, ein Meter hohen Königspinguine brüten vor allem auf Südgeorgien – aber dort in Kolonien mit 80.000 Tieren. Schwer beeindruckend! Auch für Pelzrobben und Seeelefanten sind die Inseln von Südgeorgien das Paradies. Um 1960 waren die Robben schon fast ausgerottet – heute leben wieder rund drei Millionen Tiere auf Südgeorgien. Strenger Artenschutz lohnt sich.
Tipp: Nur wer früh kommt – also Dezember bis Mitte Januar –, bekommt auch die supersüßen Küken der Pinguine und Pelzrobben zu sehen. Anfang Februar sind die wolligen Knuddel-Kids schon fast so groß wie die Erwachsenen. Das Ende der Saison, also Februar und März, ist besser für die Walfreunde, dann sind Buckel- und Minkewale besser und öfter zu beobachten.
Kurz gesagt, mehr Tiere können Sie in der Antarktis sehen, mehr Tierarten in der Arktis. Beluga- und Narwale, Walrosse und Grönlandwale im Meer, Moschusochsen, Karibus, Schneehasen, Polarfüchse, Eisbären und sogar Wölfe an Land auf den polaren Inseln Kanadas. Dazu flattern immer irgendwo Seevögel herum – Lummen und Eissturmvögel, die wie auf Prince Leopold Island manchmal in Kolonien mit 100.000 Vögeln brüten.
Die Superstars
Na klar, die Eisbären. Sie stehen ganz oben in der Nahrungskette. Sogar der Mensch steht bei Eisbären auf dem Speiseplan. Eigentlich alles, was sich bewegt – oder auch nicht mehr. Eisbären sind die ultimativen Raubtiere. Sie können im Null Grad kalten Wasser 200 Kilometer weit schwimmen. Ihre Hauptnahrung sind fette Robben, Menschen wären ihnen eigentlich zu mager. Rund 26.000 Eisbären gibt es noch, und die Chancen, sie auf einer Schiffstour zu sehen, stehen gut – auf Spitzbergen ebenso wie im Norden Grönlands und in der kanadischen Arktis. Die größte Gefahr für ihren Lebensraum ist das abnehmende Packeis. Nur dort können sie im Winter die Robben jagen, die ihnen das Überleben rund ums Jahr garantieren.
Weniger fotogen, aber genauso fresslustig wie die Eisbären sind im Südpolarmeer die Seeleoparden. Diese Robbenart hat ihren Namen von den Flecken im Fell und ihrer agilen Geschwindigkeit unter Wasser (40 km/h). Und man kommt ihnen viel näher als den gefährlichen weißen Riesen des Nordens: Sie dösen auf Eisschollen, völlig unbeeindruckt von knipsenden Touristen. Oder tauchen neugierig um die Schlauchboote herum. Nur die Hand hält man dann besser nicht ins Wasser.