Etwa 80% aller Menschen machen im Laufe ihres Lebens eine HPV-Infektion durch, die aber häufig asymptomatisch verläuft und innerhalb von ein bis zwei Jahren durch eine zelluläre Immunantwort beseitigt oder unterdrückt wird, so Prof. Monika Hampl, Düsseldorf.
Bei Frauen sind die zervikalen Infekkionen und Erkrankungen am häufigsten, aber auch Männer können beispielsweise mit Genitalwarzen, analen und penilen Tumor-Vorstufen und Tumoren betroffen sein. Zur Verfügung stehen derzeit Vakzine gegen zwei, vier oder neun HPV-Typen. Die immunogene Wirkung der Impfstoffe geht von leeren Viruskapseln aus, die keine Erbsubstanz enthalten, daher ist eine Erkrankung ausgeschlossen. Die Immunantwort ist vorwiegend humoral. „Der Impfstoff ist nicht therapeutisch“, stellt Hampl klar, er wirke also nicht gegen das Virus, mit dem eine Frau oder ein Mann zum Zeitpunkt der Impfung infiziert sei: „Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den wir im Kopf haben müssen.“
Immunisierung auch bei Männern sinnvoll
Der Vierfach-Impfstoff ist bei vulvären und vaginalen Vorstufen zu fast 100% effektiv, auch bei Genitalwarzen und Zervixkarzinomvorstufen ist die Wirksamkeit sehr hoch. Inzwischen zeigen die Daten, dass die Impfung auch bei nicht mehr jungen Frauen sinnvoll ist. Als Beispiel führte Hampl an, dass die Impfung mit dem quadrivalenten Impfstoff bei Frauen im Alter von 24 bis 45 Jahren zervikale Lä-sionen zu 88% bis 94% verhindert, Genitalwarzen zu 100%.
„Die Wirksamkeit bei den Männern ist inzwischen ebenfalls bewiesen. Deswegen ist der Impfstoff inzwischen auch für Jungs zugelassen.“ Die Wirksamkeit beträgt hier 90% bei extragenitalen Läsionen und 89% bei Genitalwarzen.
Der nonavalente Impfstoff habe die Wirksamkeit für einige Entitäten noch weiter erhöhen können. Das sei aber abhängig von den Virustypen, die für die Erkrankungen verantwortlich sind, so Hampl. Daher sei beispielsweise beim Analkarzinom, das fast ausschließlich durch HPV16 verursacht werde, die Wirksamkeit durch den Neunfach-Impfstoff kaum verbessert, anders als beim Zervix-Karzinom, wo sie um etwa 20% höher liegt.
Real-World-Daten belegen Wirksamkeit
In Australien wurde schon sehr früh ein Schulimpfprogramm eingeführt, in dem Mädchen sehr sorgfältig durchgeimpft worden sind. In der Folge ging die Rate an Genitalwarzen deutlich zurück, sie seien in Australien praktisch ausgemerzt, so Hampl. Auch bei den Partnern dieser Frauen sei die Rate der Genitalwarzen stark zurückgegangen. Ebenfalls sank die Zahl hochgradiger zervikaler Läsionen nach Einführung der Impfung stark.
2018 veröffentlichte Daten des finnischen Krebsregisters zeigen bei HPV-geimpften Frauen kein einziges Zervixkarzinom, bei den ungeimpften gab es acht Fälle. Auch in einer schwedischen Registerstudie zeigen sich in der geimpften Kohorte deutlich weniger Fälle, und „je früher man die Impfung durchführt, desto besser wirkt sie – was auch zu erwarten war“, so Hampl.
Roland Müller-Waldeck
Quelle: Virtueller Fortbildungskongress des Berufsverbands der Frauenärzte im März 2022

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HPV-Impfung auch nach durchgemachter Infektion sinnvoll
Eine HPV-Infektion heilt in der Regel nach ein bis zwei Jahren aus. Auch anschließend ist eine Impfung noch sinnvoll, jedoch wirkt sie nicht therapeutisch, sondern schützt vor zukünftigen Infektionen. Grundsätzlich gilt: Je früher geimpft, desto besser.