Ein effektiver Sonnenschutz ist essenziell. Dennoch sei das Bewusstsein in der Bevölkerung für ebendiesen nicht ausreichend vorhanden. „Eine Umfrage hat ergeben, dass in Deutschland lediglich 2,75 € pro Jahr und Kopf für Sonnenschutzpräparate ausgegeben werden“, referierte Dr. Claas Ulrich, Berlin. Bei einem Sonnenbrand sterben auf Grund der UV-Strahlung die Keratinozyten ab, dermatohistologisch entstehen sogenannte sunburn cells. „Aus diesen Zellen kann aber gar kein Hautkrebs entstehen. Es muss also ein anderer Mechanismus dahinterstecken“, so der Experte. Sei dies beim malignen Melanom auf die Melanozyten-Schädigung zurückzuführen, so liege beim Plattenepithelkarzinom eine Beeinträchtigung der Langerhans-Zellen vor. Diese sind verantwortlich für die Immunfunktion und gehen nach Bestrahlung in Apoptose – bei Hauttyp I und II bereits deutlich vor Entstehung eines Sonnenbrandes. Um ihre Arbeit verrichten zu können, müssen die Langerhans-Zellen folglich vor UV-Strahlung geschützt werden. Der Lichtschutzfaktor (LSF) korreliere laut Ulrich jedoch nur mit den Keratinozyten.
Das Prinzip der immunmodulierenden Wirkung von UV-Strahlung wird in der dermatologischen Praxis für die Behandlung von Psoriasis oder atopischer Dermatitis erfolgreich eingesetzt. Auch hier würden die Patienten keinen Sonnenbrand erleiden, so Ulrich. Im Jahr 2005 forderte bereits ein Konsensus die Einführung eines Immun-Protektions-Faktors jenseits des LSF 1. Dies fand jedoch keine Umsetzung. „Wenn wir nun schon keinen Immun-Protektions-Faktor haben, welcher Lichtschutz-Faktor ist dann hierfür geeignet? Das versuchen wir aktuell herauszufinden.“ Zwischenzeitlich könne man das Thema pragmatisch angehen und zumindest durch den Einsatz eines hohen LSF eine Unterdosierungslücke schließen, wie eine Studie aus den USA zeigt: Die Studienteilnehmenden wendeten einen LSF über 70 an, und erzielten einen realen LSF zwischen 19 und 27, beeinflusst durch die Schwankungen in der Dosierung sowie der Art des Auftragens 2.
Update Narbentherapie
In der Praxis sehe man häufig hypertrophe Narben, die in ihrer Ausdehnung auf die ursprüngliche Verletzung beschränkt sind, rief Dr. Felix Jacobs, Kulmbach, in Erinnerung. Eine weitere Narbenart stellen Keloide dar, die typischerweise die Grenze der ursprünglichen Verletzung überschreiten.
„Narben sind leichter zu verhindern, als zu behandeln – das ist die erste Grundregel.“ Eine optimale OP-Planung sowie eine gute Mitarbeit der Betroffenen können die Entstehung von pathologischen Narben verhindern. „Frische Narben sollten konsequent vor Zug und Dehnung sowie vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Wächst die Narbe, sollte man sich möglichst frühzeitig in der Praxis vorstellen,“ so der Experte. Eine regelmäßige manuelle Massage mit einer einfachen Wundcreme könne die Narbenentstehung vermindern, auch wenn hierzu noch kaum validierten Daten vorlägen: „Die Vorteile einer Massage scheinen in einer verbesserten Hauthydratation sowie in einem reduzierten Juckreiz- und Schmerzempfinden zu liegen. In der Praxis sehen wir die positiven Ergebnisse und empfehlen es daher zur Prävention“, erläuterte Jacobs.
Dass es nicht das eine, ideale Verfahren für die Narbentherapie gebe, zeige die internationale Leitlinie aus dem Jahr 20143. „Der Trick liegt darin, die verschiedenen bekannten Therapieverfahren sinnvoll zu kombinieren, um so ein optimales Ergebnis erzielen zu können“, so der Dermatologe. Neben dem Einsatz von zwiebelextrakt- oder silikonhaltigen Externa könnten bei unreifen hypertrophen Narben und auch kleinen Keloiden intraläsionale Kortikosteroide oder Laserverfahren Anwendung finden. Bei größeren Keloiden werde zudem eine chirurgische Exzision nahegelegt: „Dem stehen wir durchaus skeptisch gegenüber, da das Rezidivrisiko beim Keloid sehr hoch ist“, bewertete Jacobs die Empfehlung.
Goldstandard sei inzwischen die Anwendung von Silikon, da es sich um eine nebenwirkungsarme Therapie handele, die sowohl für die Prävention als auch die Behandlung von Narben geeignet sei 4. „Silikonhaltige Externa fördern die Kollagenase-Aktivität durch Okklusion und Hydratation des stratum corneum und senken die Fibroblasten-Proliferation“, so der Experte. „Bei einer frühzeitigen und regelmäßigen Anwendung kommt es zu einer Verbesserung der Narbenqualität und einem Rückgang der Rötung“, sagte Jacobs. Ein Vorteil gegenüber den ebenfalls empfohlenen zwiebelextrakthaltigen Produkten sei das deutlich geringere allergene Potenzial des Silikons.
Akne: Die Rolle des Biofilms
Der bakterielle Akne-Erreger Cutibacterium acnes – früher bekannt als Propionibacterium acnes – induziert in den Talgdrüsen Biofilme. Damit wird eine schützende Polysaccharidhülle (Glykokalyx) gebildet. Der c. acnes-Biofilm ist ein Konglomerat von einzelnen pathogenen c. acnes des Phylotyps IA, die untereinander vernetzt sind und dadurch eine feste Einheit bilden, berichtete Prof. Dr. Peter Elsner, Gera. „Der Biofilm führt zu einer erhöhten Virulenz und steigert das Risiko einer Antibiotika-Resistenz“, so der Dermatologe. Letzteres liege an dem mechanischen Schutz, den die Glykokalyx vor dem Antibiotikum biete.
C. acnes stehe darüber hinaus in Zusammenhang mit der Aktivierung des Th17-Entzündungswegs: „Die Entwicklung von Akne ist verbunden mit dem Verlust der Phylotypenvielfalt von c. acnes, überwiegen des pro-pathogenen Phylotyps IA1, der zur Induktion einer Th17-vermittelten immuninflammatorischen Reaktion beiträgt“, erläuterte Elsner 5. Die Fähigkeit des Bakteriums zur Selbstorganisation in einem Biofilm gehe mit einer aggressiveren Aktivität einher. Die herkömmliche topische Antibiotikabehandlung induziere laut dem Experten eine kutane Dysbiose sowie antimikrobielle Resistenz. Künftige Behandlungen würden nicht mehr darauf abzielen, c. acnes abzutöten, sondern das Gleichgewicht des Mikrobioms der Haut zu erhalten.
Martha-Luise Storre