Zum optimalen Management von Cellulitiden und Erypselen als akute Hautreaktionen gibt es zahlreiche Mythen, die nicht selten in Überdiagnose und Übertherapie münden. Andererseits werden nichtinfektiöse lokale Ursachen wie Lymphödeme, venöse Stase bis hin zu einer tiefen Venenthrombose nicht selten übersehen (1). Ein aktuelles Review untersuchte jetzt die Evidenz zu Wirksamkeit und Sicherheit, Applikationsform und Therapiedauer der verschiedenen Antibiotika als Therapie infektiöser Ursachen.
Insgesamt wurden 43 Studien mit 5999 Teilnehmern im Alter von einem Monat bis 96 Jahren ausgewertet. Die Evidenzqualität wurde bei den meisten Studien als niedrig beurteilt. Bemängelt wurde auch die fehlende Standardisierung der Outcomeparameter, Bewertungsinstrumente, Dosierung und Therapiedauer. Eine Cellulitis war nur 15 Studien die Primärdiagnose, in den restlichen Studien betrug der Anteil von Patienten mit Cellulitis im Mittel 29,7% (22,9-50,3%).
5 Tage reichen aus
Insgesamt fanden die Autoren keine Evidenz für die Überlegenheit von einem Antibiotikum gegenüber einem anderen Antibiotikum. Auch die Wirksamkeit gegen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus änderte an dem Ergebnis nichts. Eine Festlegung auf eine optimale Dauer der Antibiotikatherapie war nicht möglich. Für den Einsatz intravenös zu applizierender Antibiotika im Vergleich zu oralen Antibiotika sowie für eine Therapiedauer >5 Tage gab es keine ausreichende Evidenz.
Dr. Alexander Kretzschmar
Literatur:
- McCreary EK et al. Top 10 Myths Regarding the Diagnosis and Treatment of Cellulitis. J Emerg Med. 2017; 53(4):485-492
- Brindle R et al. Assessment of Antibiotic Treatment of Cellulitis and Erysipelas: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Dermatol. 2019;155(9): 1033-1040