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Allgemein Medizin

Senioren
Foto: AdobeStock/oneinpunch

Der ältere Mensch als Risikopatient: Welche Rolle spielen Biofaktoren?

Senioren erreichen oft nicht die empfohlene Zufuhr an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Ein solcher Biofaktorenmangel kann die körperliche und geistige Leistung beeinträchtigen und Erkrankungen auslösen oder verschlimmern. In der Praxis sollte daher gezielt auf den Biofaktorenstatus älterer Patienten geachtet werden.

In Folge der Mangelernährung vieler älterer Patienten – die durch Ernährungsstudien dokumentiert ist – liegt die Zufuhr der meisten Vitamine und Mineralstoffe unterhalb der Referenzwerte der D-A-CH-Fachgesellschaften. Und ein solcher Mangel an Biofaktoren kann nicht nur zu unspezifischen Beschwerden wie Erschöpfung, Konzentrationsstörungen oder Gebrechlichkeit führen, sondern auch teils schwerwiegende Erkrankungen nach sich ziehen oder diese verstärken. Hierzu zählen kardiologische Krankheiten wie Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Hypertonie, neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz, Polyneuropathie und Parkinson sowie Typ-2-Diabetes, Osteoporose, Frailty-Syndrom oder Depressionen. 

Biofaktorenmangel im Alter — was ist zu beachten?

Neben der altersbedingten Mangelernährung können chronische Resorptionsstörungen und die oft langfristige Einnahme von Arzneimitteln die Biofaktorenbilanz verschlechtern. Besteht der Verdacht auf einen Biofaktorenmangel, sollte dieser durch Anamnese und Nachweis der klinischen Symptomatik überprüft und labordiagnostisch verifiziert werden und bei nachgewiesenem Mangel durch eine gezielte Supplementierung ausgeglichen werden. 
Eine Selbstmedikation der Patienten durch Nahrungsergänzungsmittel ist zu vermeiden. Besser ist der gezielte Einsatz einzelner und wissenschaftlich geprüfter Biofaktoren, die als zugelassene Arzneimittel einen potenziellen Mangel ausgleichen und eine Therapie ergänzen und unterstützen. 

Warum Vitamin B12 im Alter?

Mögliche Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel bei Senioren sind: 

  • mangelnde alimentäre Zufuhr 
  • chronische Resorptionsstörungen 
  • Mangel des Intrinsic-Faktors aufgrund einer chronischen Gastritis, Magenteilresektionen oder Typ-A-Gastritis 
  • Pankreasinsuffizienz Lebererkrankungen 
  • Alkoholabusus 

Neben unspezifischen Beschwerden wie Schlafstörungen, ­Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Zungenbrennen oder Mundwinkelrhagaden kann ein Vitamin-B12-Defizit zu folgenden Symptomen führen: 

  • megaloblastäre Anämie 
  • funikuläre Myelose: Degenera­tion des Hinter- und Seitenstranges und Polyneuropathie mit Parästhesien, Sensibilitätsstörungen, Störungen der Tiefensensibilität, Gang- und Standunsicherheit, Ataxie, erhöhter Sturzneigung und Lähmungen 
  • Stupor, Psychosen, Halluzinationen, Burnout-Syndrom 
  • Demenz, Depressionen 
  • Herzerkrankungen 

Vitamin-B12-Mangel nachweisen

In der Regel wird der Gesamt-Vitamin-B12-Serumspiegel gemessen. Dieser ist aber ein später, ungenauer Marker eines Mangels — vor allem bei Serumkonzentrationen zwischen 200 und 400 ng/l. Als frühester und sensitiverer Parameter zum Nachweis des tatsächlich aktiven Vitamin B12 gilt Holotranscobalamin (weitere Informationen: www.gf-biofaktoren.de). 
Wie den Biofaktor Vitamin B12 supplementieren?
Laut Studien ist eine orale Hochdosis-Therapie – unabhängig vom Intrinsic-Faktor durch passive Diffusion und in Tagesdosen von 1.000 µg – möglich und bei Patienten mit Resorp­tionsstörungen verträglicher als intramuskuläre Injektionsbehandlungen. Nur bei der Vitamin-B12-Mangel-Perniziosa oder schweren Symptomen empfiehlt sich zu Beginn eine ­parenterale Behandlung.
Wenn der Verdacht auf Magnesiummangel besteht
Nur 5 % des Magnesiumbestandes befinden sich extrazellulär und weniger als 1 % im Serum. Die extrazelluläre Magnesiumkonzentration wird durch Anpassung von Resorption und Elimination mit den Speichern im Skelett lange konstant gehalten. Daher ist der Serumnachweis nicht immer eindeutig. ­Eine Hypomagnesiämie gilt zwar als Hinweis auf ein manifestes Magnesiumdefizit, kann aber auch durch Magnesiumfreisetzung aus dem Intrazellulärraum labordiagnostisch lange unbemerkt bleiben. Dennoch werden als Referenzwert routinemäßig 0,8 mmol/l, besser 0,85 mmol/l Magnesium im Serum angestrebt. Praxisrelevant sind zudem die Ergebnisse von Untersuchung und Anamnese. Sollte sich ein Mangel bestätigen, empfiehlt sich eine orale Supplementierung von 300 mg Magnesium pro Tag. 
Senioren leiden häufig unter Vitamin-D3-Mangel
Ältere Patienten halten sich aufgrund zunehmender Immobilität seltener im Freien auf, so dass die Vitamin-D3-Produktion über die Haut abnimmt. Zudem sinken Leber- und Nierenleistung zur Umwandlung in den aktiven Metaboliten Calcitriol. Neben Osteomalazie und Osteoporose können auch Störungen der Immunabwehr und eine erhöhte Infektneigung auf einem Vitamin-D3-Mangel beruhen. Zudem wird ein Zusammenhang zu folgenden Erkrankungen diskutiert: 

  • Depressionen
  • Krebserkrankungen 
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Atemwegserkrankungen wie Asthma
  • MS, Diabetes und Morbus Crohn

Fazit für die Praxis

Bei Senioren erhöht sich durch Mangelernährung, Resorp­tionsstörungen, Krankheiten oder Arzneimittelinteraktionen das Risiko eines Vitamin- und Mineralstoffmangels. Der Verdacht auf einen Biofaktorenmangel ist durch Anamnese und Nachweis der klinischen Symptomatik zu überprüfen und labordiagnostisch zu verifizieren. Mangelzustände sind gezielt auszugleichen, um Krankheiten älterer Patienten vorzubeugen bzw. deren Entwicklung positiv zu beeinflussen.

Dr. rer. nat. Daniela Birkelbach